Bläschen aus der Tiefe

Aus dem Laacher See in der Eifel steigt Gas auf - Anlass für Spekulationen über einen baldigen Vulkanausbruch

  • Lesedauer: 3 Min.
Immer wieder wird über einen Ausbruch des Vulkans unter dem Laacher See in der Eifel spekuliert. Vor rund 13 000 Jahren überzog dieser weite Teile Mitteleuropas mit Ascheregen. Experten winken jedoch ab: Keine Gefahr.
Mendig. Kleine Bläschen, große Aufregung: Der Laacher See im Norden von Rheinland-Pfalz tauchte in den vergangenen Monaten in einigen europäischen Zeitungen auf - als Ort einer möglichen Naturkatastrophe. Die britische »Daily Mail« etwa warnte angesichts von Gasbläschen an der Wasseroberfläche vor einem Ausbruch des »Super-Volcanos« unter dem See, der London bedrohen könnte. Auch im Internet kursieren Videos, die sich mit möglichen »verheerenden Folgen« einer Explosion unter dem Eifelsee auseinandersetzen. Doch Experten winken ab, eine Gefahr besteht ihrer Meinung nach nicht.

»Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich Magma in der Eifel im Bereich der Erdkruste befindet«, sagt Professor Lothar Viereck-Götte vom Institut für Geowissenschaften der Universität Jena. Überprüft wird dies etwa, indem seismische Wellen ausgewertet werden. Verlaufen diese Wellen nicht durchgängig, kann das auf Magma hindeuten. »So etwas gibt es in der Eifel aber gar nicht.«

Das wird sich auch langfristig nicht ändern, denn bis eine explosive Mischung entsteht, dauert es viele Jahre. »Eine Eruption kann über mehrere zehntausend Jahre nicht stattfinden«, betont Viereck-Götte. Entscheidend sei der Gasgehalt sowie die Viskosität, die Zähflüssigkeit des Magmas. Es gebe aber nirgendwo eine Magmakammer in der Eifel, in der Gas angereichert werde.

Dass der Vulkan in der Osteifel ein zerstörerisches Potenzial hat, zeigte er zuletzt vor rund 13 000 Jahren. Beim gewaltigsten Vulkanausbruch der jüngeren Erdgeschichte in Mitteleuropa stiegen gigantische Wolken aus Asche auf, mehr als 600 Grad heiße Ascheströme überzogen die Landschaft, verfüllten Täler, der Laacher See entstand.

Mit Blick auf diese Geschichte kochen immer wieder Gerüchte um einen neuerlichen Ausbruch hoch. Diese Spekulationen kennt auch die stellvertretende Leiterin des Forschungsbereichs Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, Angelika Hunold. Sie kämen immer auf, wenn Filme über Vulkane zu sehen seien. »Da können Sie die Uhr nach stellen«, sagt Hunold. Das sei etwa 2009 so gewesen, als der Fernsehsender RTL den Zweiteiler »Vulkan« ausstrahlte, der in Mendig am Laacher See gedreht worden war.

»Die Gefahr ist kein völliger Humbug«, sagt Hunold. Sie sei aber nicht größer als die, dass die Erde von einem Meteoriten getroffen werde. Ähnlich sieht das Guido Lotz, Geograf und Marketingleiter beim Eifeler Vulkanpark. »Wir sprechen hier von einem ruhenden Vulkan«, sagt Lotz. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Magma nach oben drücke. »Man kann in eine Magmakammer aber auch nicht hineinschauen.«

Doch was hat es nun mit den Gasbläschen an der Wasseroberfläche des Laacher Sees auf sich? Der Jenaer Experte Viereck spricht von »normalem Gas aus dem Erdmantel«. »Der Erdmantel gast an Bruchzonen überall aus.« In der Eifel gebe es zahlreiche solcher Bruchstellen. Entscheidend sei, dass sich die Zusammensetzung des Gases nicht verändere. Und das wird jährlich kontrolliert. Insofern müsse sich niemand Sorgen machen.

»Erst wenn Schwefel ausgasen würde, dann wäre was los«, sagt Viereck-Götte. »Dann wüssten wir, dass Magma in einer Tiefe von maximal 15 Kilometern Tiefe steckt.«

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