Vietnam sorgt sich um Diplomaten

Leukämiepatient wird derzeit in Berliner Krankenhaus behandelt

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 2 Min.

Diplomatisch zurückhaltende Empörung in der vietnamesischen Botschaft in Berlin: »Wir lassen unseren Kollegen nicht im Stich«, versichert Botschaftsrat Bui Ngoc Toan. Der bewusste Kollege, seit mehr als drei Jahren an der Botschaft tätig, liegt mit akuter Leukämie in einem Berliner Vivantes-Krankenhaus. Vor einer Woche hatte auch »nd« aufgrund des Hilferufs einer behandelnden Ärztin berichtet, der vietnamesische Staat wolle eine lebensrettende Chemotherapie nicht bezahlen. Einen von zwei bisherigen Therapiezyklen habe der Patient bereits aus eigener Tasche beglichen, der dringend notwendige dritte Zyklus könne aber erst begonnen werden, wenn die Kosten gedeckt sind.

Von einer einseitigen Darstellung spricht der Botschaftsrat. Die vietnamesische Versicherung BaoViet und der Staat hätten bereits rund 40 000 Euro für die Behandlung des Diplomaten aufgebracht. Es könne also nicht die Rede davon sein, dass er etwas aus eigener Tasche habe bezahlen müssen. Allerdings sei der Erkrankte aufgefordert worden, die Therapie in Vietnam fortsetzen zu lassen, denn er hat - anders als sämtlichen vietnamesischen Diplomaten geraten und international durchaus üblich - keine zusätzliche freiwillige Krankenversicherung für das Einsatzland abgeschlossen.

Auch in seinem Land gebe es Kliniken, die eine geplante Knochenmarktransplantation vornehmen könnten, beteuert Bui Ngoc Toan. Der Betroffene habe aber in Deutschland bleiben wollen, was bisher respektiert worden sei. Angesichts zu erwartender Kosten in beträchtlicher Höhe suche man nach neuen Lösungen. »Wir stehlen uns nicht aus unserer Verantwortung«, sagt der Botschaftsrat, »er ist schließlich unser Kollege.« Und wie er im Gespräch mit dem Patienten im Krankenhaus erfahren habe, steht der dritte Zyklus der Chemotherapie in diesen Tagen auf dem Behandlungsplan.

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