Kon Tiki

KALENDERBLATT

  • Rolf Höller
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Floß treibt seit hundert Tagen über den Pazifik. An Bord sind sechs Männer. Sie haben das Fahrzeug selbst gebaut. Es ist aus Balsa gefertigt, einem sehr weichen Holz, wird mit Hanftauen zusammengehalten und weist weder einen Nagel noch sonst ein Metallstück auf. Ein ähnliches Gefährt müssen vor anderthalb Jahrtausenden Indianer benutzt haben, um die 8000 Kilometer lange Strecke von Peru nach Tahiti zu bewältigen. Der Anführer des Sextetts ist der Norweger Thor Heyerdahl. (Foto: AFP). Mit seiner Expedition »Kon Tiki« will der Völkerkundler beweisen, dass die hohe Kultur Polynesiens tatsächlich aus Südamerika stammt, von dort auf dem Seeweg »exportiert«.

Viele Gefahren lauern auf die Forscher; die größte erkennen sie erst sehr spät, durch Zufall: Der südliche Äquatorialstrom treibt ihr Floß so rasch voran, dass kein noch so schneller Schwimmer es wieder einholen könnte. Da dass Floß nicht - wie ein Segelboot - manövriert werden kann, wäre jeder, der über Bord ginge, rettungslos verloren. Von da an herrscht Leinenzwang auf der »Kon Tiki«. Ernährt hat sich die Besatzung in erster Linie von frischem Fisch, getrunken wurde in Planen aufgesammeltes Regenwasser, später auch die Milch angeschwemmter Kokosnüsse. Sogar Haie standen auf dem Speiseplan.

Vor 65 Jahren, im August 1947, lief die »Kon Tiki« - exakt 101 Tage nach dem Start im peruanischen Hafen Callao auf Tahiti ein. Sechs Forscher werden zu Helden, ihr Chef bekommt noch zu Lebzeiten ein eigenes Museum gebaut, auf der Oslo vorgelagerten Halbinsel Bygdoy. Dort ist neben polynesischen Riesenstatuen und einem ausgestopften Walhai auch das berühmte Floß zu bewundern.

Heyerdahls Buch über seine Reise verkaufte sich über 50 Millionen Mal. Weiteres Aufsehen erregte er mit einem in Ägypten gebauten Boot aus Schilfrohr: Heyerdahls Crew steuerte es durchs Mittelmeer und den Atlantik bis nach Barbados, um zu beweisen, dass die alten Ägypter zu solchen 3000-Seemeilen-Törns durchaus in der Lage waren.

Der 1914 im südnorwegischen Larvik geborene Heyerdahl starb vor zehn Jahren in seinem Haus an der italienischen Riviera, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand.

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