»Jeder Stein ist ein Schrei«

Günter Jens ließ Stolpersteine vor der elterlichen Wohnung zur Erinnerung an das Ehepaar Meyer setzen

nd: Wann haben Sie erfahren, dass ein jüdisches Ehepaar die Vormieter in der Husumer Straße waren?
Jens: In der Wohnung über uns wohnte die junge Kapitänswitwe Ilse Ramm mit ihrem Sohn Claus. Obwohl er zwei Jahre älter war, verband uns bald eine enge Freundschaft. Er erzählte mir, wer vor uns in unserer Wohnung gewohnt hätte. Man hätte nicht viel von dem jüdischen Ehepaar wahrgenommen. Es wäre nur aufgefallen, dass ihre Fenster von außen mit Moos bewachsen waren. Ich kann mich gut erinnern, dass kein anderer Nachbar ein Wort über unsere Vormieter verloren hat. Die Damen Emma und Frieda Peper, im Treppenhaus gegenüber von Claus Ramm, mögen einiges mehr gewusst haben. Sie hörten regelmäßig den englischen Sender. Als Walter sich in den letzten Kriegsmonaten ohne Lebensmittelkarten in unserer Wohnung versteckt hielt, stieg er jeden Abend heimlich zu den Damen Peper hinauf, um den Feindsender zu hören: Pochpochpochpoch - Pochpoch. Dem Geis...


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