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Die letzte Ruhestätte
Nissrine Messaoudi über fehlende islamische Friedhöfe
Zuerst wird der Leichnam wie vor dem Gebet rituell gewaschen und dann - beginnend mit der rechten Seite - von Kopf bis Fuß mit Wasser übergossen. Frauen bekommen zusätzlich Rosenblätter ins Haar gesteckt. Abschließend wickelt man den Verstorbenen in ein etwa sieben Meter langes weißes Tuch. Wie in anderen Religionen läuft eine muslimische Beerdigung nach bestimmten Riten ab. Zwar gibt es in Deutschland inzwischen Institute, die nach islamischen Brauch bestatten, trotzdem sind islamische Friedhöfe nach wie vor knapp. Selbst in der vielzitierten Multikulti-Stadt sind Gräber für Muslime rar, und das, obwohl viele Migranten der ersten Generation nach dem Versterben in die Türkei oder nach Marokko überführt werden. Das wird sich mit den jüngeren Generationen künftig ändern.
Die knappen Plätze sind ein weiteres Indiz für das jahrzehntelange Versäumnis der Politik, Migranten als Teil der Gesellschaft anzuerkennen. Schon jetzt steht man in der Altenpflege vor einem großen Problem. Es gibt kaum Heime, die die Bedürfnisse von Migranten berücksichtigen. Das scheint mit dem Tod nicht zu enden.
Berliner Muslime am Stadtrand zu Grabe zu tragen, kann keine langfristige Lösung sein. Dem Senat sollte klar sein, welche Gefühle dadurch bei muslimischen Mitbürgern geweckt werden. Wer Teilhabe fordert, muss diese auch möglich machen. Das fängt bei der Bildung an und hört mit der letzten Ruhestätte auf.
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