Nichts wie weg

Litauens Jugend sieht zu Hause wenig Chancen, denn Nationalismus und Russenhass schaffen keine Arbeitsplätze

  • Michael Müller, Vilnius
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.
Hochzeitglück noch zu Hause, dann möglichst ab in die weite Welt, gemeinsam das andere Glück zu suchen. In Litauen stieg die Arbeitslosigkeit innerhalb der letzten drei Jahre bei den 20- bis 29-Jährigen laut offizieller Statistik auf 31 Prozent.
Hochzeitglück noch zu Hause, dann möglichst ab in die weite Welt, gemeinsam das andere Glück zu suchen. In Litauen stieg die Arbeitslosigkeit innerhalb der letzten drei Jahre bei den 20- bis 29-Jährigen laut offizieller Statistik auf 31 Prozent.

Goda und Darius schweben Hand in Hand durch Litauens Hauptstadt Vilnius in den siebten Himmel. Sie 23, er 25. Gerade geheiratet. Wegen der Liebe und auch wegen der Zukunft, sagen sie. Fremdsprachenkorrespondentin und IT-Ingenieur. Doch beide haben seit ihrem Berufsabschluss zwar einen Job, »aber eigentlich keine richtige Arbeit«. Sie ist Aushilfe in einem Supermarkt, er arbeitet in einem Callcenter. Ab Anfang kommenden Jahres soll das neue Glück auf neue Beine gestellt werden. Allerdings nicht in der Heimat, sondern im schottischen Edinburgh. Die beiden machen nämlich das, was Abertausende litauische Jugendliche bereits getan haben: Sie wandern aus.

»Die Abwanderung vor allem junger, meist gut ausgebildeter Leute, ist bei so manchen anderen Gebrechen des modernen Litauens wohl das Schlimmste«, sagt Matas Ciuzauskas, Soziologe an der Universität von Kaunas. Seit 1992 - das Land, früher eine Sowjetrepublik, war 1990 selbstständig gew...


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