Arbeitnehmer mit besonderem Auftrag

Ex-Treberhilfe-Boss Harald Ehlert klagte gegen seine ehemalige Firma und verlor

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Peter Kirschey berichtet aus Berliner 
Gerichtssälen
Peter Kirschey berichtet aus Berliner Gerichtssälen

Hätte er auch nur einen Funken Anstand, würde er still und leise in der Versenkung bleiben. Doch bei Geld hört aller Anstand auf und so ist Harald Ehlert wieder aufgetaucht. Nicht ganz, denn in dem von ihm angestrebten Arbeitsrechtsprozess ließ er sich gestern kurzfristig aus »gesundheitlichen Gründen« entschuldigen, obwohl Anwesenheitspflicht bestand. Er hatte gegen die Neue Treberhilfe GmbH auf Weiterbeschäftigung geklagt. Vermutlich ahnte er, dass das Gericht nicht mitspielen würde und kam deshalb nicht. Die Richter wiesen seine Klage ab, sein Rauswurf ist somit bestätigt.

Harald Ehlert, das ist der Mann, der 2005 eine Marktlücke erspähte und das Unternehmen Treberhilfe gründete, der als Chef der Einrichtung einen Maserati-Dienstwagen fuhr und sich eine Dienstvilla in feinster Lage zulegte. Die Treberhilfe - das war erst in zweiter Linie ein Hilfsangebot für Obdachlose, an erster Stelle war es ein knallhartes Wirtschaftsunternehmen mit Geschäftsanteilen, Gewinnen, Krediten, Immobilien. Da waren die Rollen klar verteilt, wer Boss ist und kassierte und wer an der Essenausgabe saß oder Decken verteilte. Ehlert wusste, wie man aus der sozialen Not vieler Berliner maximalen Profit herausholen konnte.

Dann kam der Knall, als das süße Leben des Maserati-Ehlert in die Medien gespült wurde. Der euroschwere Lebemann trat am 12. März 2010 nach öffentlichem Druck von seinem Posten als Geschäftsführer zurück. Damit war er aber noch lange nicht raus. Er besaß weiterhin die Mehrheit der Geschäftsanteile und er zog kräftig die Fäden hinter den Kulissen. Doch die Geschäfte liefen nicht mehr so gut, das Unternehmen geriet ins Trudeln, hatte Millionenschulden und musste Insolvenz anmelden. Die »Neue Treberhilfe GmbH« erblickte vor einem Jahr das Licht der Welt. Vorsorglich kündigte sie dem einstigen Boss gleich zweifach. Zuvor hatte bereits der Insolvenzverwalter eine Kündigung rausgeschickt, die will Ehlert jedoch nie erhalten haben. Schüchtern schlug er die Wimpern nieder. Er sei doch kein Boss mehr, nur ein »Arbeitnehmer mit besonderer Projektverantwortlichkeit« mit einem monatlichen Bruttogehalt von 23 000 Euro. Und dieses Arbeitsverhältnis würde weiter bestehen

Das Gericht sah es anders. Ehlert sei nie ein »normaler« Arbeitnehmer, sondern immer die alles entscheidende Person gewesen und geblieben, habe wirtschaftliche Macht und Einfluss ausgeübt. Er sei es, der durch die Eigentumsverhältnisse die Geschicke bestimmen würde. Da zählt es nicht, dass er von seinem Posten als Geschäftsführer zurückgetreten sei. Alle Fakten würden gegen ein »normales« Arbeitsverhältnis sprechen. Es sei nicht möglich, gleichzeitig Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu sein. Wenn es aber kein Arbeitsverhältnis von Ehlert bei der Treberhilfe gegeben habe, dann könne es auch keine Klage gegen seine Kündigung geben. Somit ist die Klage abzuweisen.

Über einen Vergleich wurde gar nicht erst debattiert. Dazu seien die Fronten zu gegensätzlich. Somit musste die Klage Ehlerts als »Sonderbeschäftigter« bei der Neuen Treberhilfe mit einem saftigen Monatsgehalt scheitern. Da die Klage abgewiesen wurde, dürfte auch eine mögliche Abfindung keine Rolle spielen. Unklar bleiben weiterhin die Besitzverhältnisse bei der Treberhilfe. Und da scheint Ehlert noch lange nicht am Ende zu sein. Er bleibt wohl weiterhin die graue Eminenz dieses Unternehmens.

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