Ignorieren, leugnen, verdrängen

Margarita Chemlin: »Die Stille um Maja Abramowna« über Juden in der UdSSR

Das Leben hat es nicht gut gemeint mit Marja Abramowna. Dabei hatte sie eigentlich Glück. Glück, weil sie zusammen mit Mutter und Großmutter während des zweiten Weltkriegs aus der ukrainischen Stadt Ostjor nach Kasachstan evakuiert wurde und so als Jüdin dem Tod durch die deutschen Besatzer entging. Was ist das freilich für ein Glück, wenn der Vater an der Front stirbt, die Großmutter an Lungenentzündung, und die Verwandten, die in Ostjor zurückblieben, umgebracht worden sind? »Aber darum geht es nicht«, meint Marja Abramowna. Denn die Heldin der russischen Schriftstellerin Margarita Chemlin sieht nie zurück, sondern immer nach vorn.

Wenn da nicht die Gefühle wären. Schon während ihres Abendstudiums am Pädagogischen Institut in Kiew kamen sie ihr in die Quere. Sie drückt es so aus: »Der letzte Gedanke, der mir noch durch den Kopf schoss, war, wie interessant er aussah. Danach war es vorbei mit dem Denken.« Das erste Mal war es Wik...


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