Forscher mit Film

48. Linzer Konferenz

  • Jürgen Hofmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist eine Legende, dass die soziale Marktwirtschaft die grandiose Idee von Ludwig Erhard gewesen sei. Erst die Protestwelle und der Generalstreik vom Herbst 1948 in Westdeutschland erzwangen die Korrektur der mit der Währungsreform entfesselten freien Marktwirtschaft, wie Uwe Fuhrmann aus Berlin in Linz klarstellte.

»Interventionen für sozialen und kulturellen Fortschritt« waren das Thema der 48. Internationalen Tagung der HistorikerInnen der Arbeiter- und anderer sozialer Bewegungen (ITH). Etwa 60 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Europa, Asien und den USA hatten sich in die österreichische Stadt begeben, beispielsweise den Beitrag der Arbeiterbewegung für Wohlfahrt und Bildung in Europa (Stefan Berger, Berlin, und Patricia Touca, Paris) zu diskutieren.

Das Spannungsverhältnis zwischen tradierter proletarischer Arbeitsmoral und den Erfordernissen einer sozialistischen Leistungsgesellschaft in der DDR sowie die daraus erwachsenen Konflikte und Kompromisse beleuchtete Jörg Roesler (Berlin). Andreas Diers (Hannover) würdigte die Rolle von Wolfgang Abendroth in den Auseinandersetzung in der alten Bundesrepublik um das Betriebsverfassungsgesetz.

Der Blick der Linzer Konferenz ging aber auch über Europa hinaus. Tourai Atabaki (Amsterdam) berichtete über den Anteil der Arbeiterbewegung in Iran an dortigen Zivilrechts- und Gesellschaftsdiskursen. Zudem wurden Besonderheiten sozialstaatlicher Konstruktionen in Lateinamerika vorgestellt (Bruno Groppo, Paris). Nachhaltigen Eindruck bei den Konferenzteilnehmern hinterließ die Vorführung des Film »Salz der Erde« von 1954, der mit seiner Schilderung eines Streiks eine Ausnahme der US-amerikanischen Filmproduktion blieb.

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