Der »Kini« und die Tripper-These
Neue Enthüllungen über die Lebens- und Todesrätsel von Bayerns Ludwig II.
Das Leben, aber mehr noch der Tod des bayerischen »Märchenkönigs« LudwigII. sind immer wieder Anlass für neue Spekulationen und Bücher, mit denen man inzwischen etliche Regale füllen kann.
Der »Kini« ist tot, es lebe der »Kini«! Während seine sterblichen Überreste in der Münchner Michaelskirche ruhen, lächelt sein Konterfei von Postern, Stickern, Kaffeehaferln und anderen Devotionalien. Eine Brauerei mit seinem Namen hat mit »König Ludwig Dunkel« ein beliebtes untergäriges Bier verzapft. Die schier endlose Geschichte kehrt nun wieder einmal an ihren Ursprung zurück: Die Zeugung. Bayerns Ludwig II. soll nämlich nicht von König Maximilian II., sondern von einem Kammerdiener gezeugt worden sein. Das jedenfalls behauptet der Autor Rudolf Reiser in seinem neuen Buch »Königsmord am See«. Danach sei König Maximilian geschlechtskrank (Tripper) gewesen und habe die Königin nicht anstecken wollen. Um dennoch die Thronfolge zu sichern, sei die ahnungslose Monarchin betrunken gemacht und sodann vom getreuen Kammerdiener Joseph Tambosi geschwängert worden. Doch damit nicht genug: Auch zum umstrittenen Ableben Ludwigs will Reiser neue Hinweise gefunden haben. Wie Akten zeigen würden, habe sich der Wagner-Fan weder selbst getötet noch sei er im Kampf mit seinem Arzt umgekommen. Vielmehr habe man ihn mit Chloroform betäubt und dann im Starnberger See ertränkt. Zwar kennt auch Reiser den wahren Täter nicht, verweist aber auf den seiner Meinung nach mutmaßlichen Anstifter: Prinzregent Luitpold, Ludwigs Onkel. Das Prekäre und zugleich immer neuer Legendenbildung Förderliche ist der Umstand, dass es für die Ereignisse vom 13. Juni 1886 - Ludwigs Todesdatum - keine Zeugen gibt. Der gängigen Version zufolge unternahm der für geisteskrank erklärte und entmündigte Monarch an diesem Tag einen Spaziergang mit seinem Arzt, Obermedizinalrat Dr. Johann Bernhard Aloys von Gudden. Die sonst übliche Begleitung durch Pfleger entfiel, da von Gudden seinen in einer besonders schwierigen Phase befindlichen Patienten nicht unnötig ängstigen wollte. Das Ende dieses Spazierganges überlebten beide nicht. Ihre Leichen fand man nächtens im Starnberger See. Die dem dramatischen Königsende folgenden Theorien drehten und drehen sich vor allem um die Frage, ob es Mord, Selbstmord oder Unfall war. Mord lag dabei stets an der Spitze der Hitliste von Spekulationen. Als Ergebnis eines Komplotts der Wittelsbacher Herzöge und der Minister. Allerdings stellte der per psychiatrischem Gutachten entmachtete und entmündigte König, durch dessen Bauwahn und exzentrische Vergnügungsambitionen Bayern und den Wittelsbachern zeitweise der Bankrott drohte, ohnehin für niemanden mehr eine Gefahr dar. Doch auch die Varianten Selbstmord und Unfall konnten definitiv weder bewiesen noch ausgeschlossen werden, so dass wohl weiterhin Theorien und Bücher das literarische Angebot um den berühmten Bauherrn von Neuschwanstein bereichern und zur »endgültigen« Klärung der mit Leben und T...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.