Silberhemd und Pilzsalbe gegen Kratzattacken

In Deutschland leiden zirka 3,5 Millionen Menschen an Neurodermitis. Die eigentliche Ursache für die Krankheit, früher im Volksmund als »Juckflechte« bezeichnet, ist noch weitgehend unerforscht. Einige Wissenschaftler vertreten die These, dass die Neurodermitis eine vererbte Autoimmunerkrankung ist, die sich in der juckenden, zerschundenen Haut manifestiert.
Neurodermitis heißt übersetzt »nervlich bedingte Hautentzündung«. Die auslösenden Faktoren sind Allergene wie Tierhaare, Pollen, der Kot der Hausstaubmilbe, Nahrungsmittel, hormonelle und nicht zuletzt psychosomatische Faktoren. Die von der Krankheit Gepeinigten, darunter viele Kinder, reagieren auf den Juckreiz mit Kratzattacken, zerstören so die Haut und öffnen Bakterien, Viren und Pilzen Tür und Tor. Schwer beherrschbare Superinfektionen sind oft die Folge. Neurodermitis gilt als unheilbar. Diese Tatsache sollte jedoch nicht entmutigen, denn es gibt viele Therapien. Bei ausführlicher Diagnostik und gezielter Behandlung ist ein dauerhafter und symptomfreier Verlauf möglich. Gesunde Ernährung, Lichttherapie, Autogenes Training und die Beobachtung der Darmflora sind altbewährte Maßnahmen zur Linderung der Krankheit. Auch die aktuelle Forschung macht Fortschritte. Neuerdings gibt es Textilien, die mit reinem Silber beschichtet sind. Das Metall wirkt antibakteriell und soll Infektionen verhindern. Ob die Krankenkassen die Kosten von 250Euro pro Hemdchen übernehmen, steht allerdings noch nicht fest. Als Alternative zu dem schnell wirkenden, aber nebenwirkungsreichen Cortison ist jetzt ein Medikament mit dem Namen »Protopic« auf dem Markt.
Den Wirkstoff Tacrolimus isolierten japanische Wissenschaftler aus einem Bodenpilz. Das neue Mittel soll auch für eine langfristige Behandlung geeignet sein und ist für Kinder ab zwei Jahren zugelassen. Die Salbe wirkt selektiv auf das Immunsystem der Haut, angeblich ohne sich auch im Körper auszubreiten. Weil die Strukturzellen der Haut durch Tacrolimus nicht angegriffen werden, eignet sich die Salbe besonders gut für die empfindliche Gesichtshaut. Eine längere Behandlung mit Cortison dagegen lässt die Haut dünner werden.
Als Nebenwirkung des neuen Präparates traten lokale Entzündungen auf. Im Tierversuch wurde das Entstehen von oberflächlichen Hauttumoren unter Sonneneinstrahlung beobachtet. Einige Experten betrachten das neue Medikament mit Skepsis. Dr. Regina Treudler, Dermatologin an der Freien Universität (FU) Berlin: »Cortison hat den Vorteil, dass wir es schon seit 40 Jahren kennen und seine Wirkungen sehr viel besser einschätzen können als die des Tacrolimus.« In der FU-Klinik wird der Wirkstoff nur verabreicht, wenn Cortison nicht mehr hilft. www.die-neurodermitisseite.de www.daab.de, www.neurodermitis.net

Deutscher Neurodermitis Bund e.V. Spaldingstr. 210, 20097 Hamburg, Tel. (040)23081-0,

Patientenberatung für Erkrankungen der Haut (PBEH), Seewartenstr.10, 20459Hamburg, Tel...

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