Angehörige nahmen Abschied am Absturzort der Luxair-Maschine
Unfall bei Niederanven forderte 20 Todesopfer/Ursache noch unbekannt
Fassungslos, verzweifelt, weinend standen gestern Nachmittag Angehörige und Freunde an jenem Ort, an dem die Fokker 50 der Luxair einen Tag zuvor zerschellt und in Flammen aufgegangen war.
Die mit einer Sondermaschine aus Berlin eingeflogenen Angehörigen waren von Luxemburgs Innenminister Michel Wolter, Transportminister Henri Grethen und Luxair-Chef Christian Heinzmann zum Ort des Unfalls begleitet worden. Er liegt nur wenige Kilometer jeneseit der deutschen Grenze. Anschließend fuhr man zur Kirche in Roodt-Syr. Am Gedenkgottesdienst nahmen - und das zeigt, wie tief das kleine Land von dem Unfall getroffen worden ist - das großherzogliche Paar, der Parlamentspräsident und der Premierminister teil. In der Nacht hatte sich die Anzahl der Opfer auf 20 erhöht. Ein Verletzter war auf dem Weg ins, zwei weitere im Krankenhaus gestorben. Zwei gestern noch vermisste Passagiere hat man inzwischen tot unter den Trümmern der Maschine gefunden. Damit ist amtlich, dass nur zwei Insassen - ein Franzose und der 27-jährige Pilot - überlebten. Beide erlitten jedoch schwere Verletzungen. Medien berichten, dass der Pilot, den die sieben Minuten nach dem Unfall eingetroffene Feuerwehr stundenlang aus dem Cockpit schneiden musste, zwei Wirbelbrüche erlitten hat. Die Linienmaschine der Luxair war am Mittwoch in Berlin-Tempelhof gestartet. Gegen 10.15 Uhr stürzte sie fünf Kilometer vor dem Luxembourg-Findel-Airport zwischen Niederanven und Roodt-Syr auf eine Wiese. Schleifspuren deuten darauf hin, dass das Flugzeug quer über die Schnellstraße geschlittert ist. Um etwas über mögliche Ursachen sagen zu können, werden derzeit der Flugschreiber und der Voicerecorder ausgewertet. Daran sind die Direction de l'Aviation Civile des Transportministeriums sowie Experten des französischen Bureau Enquète-Accidents beteiligt. Derzeit ist bekannt, dass gegen 10.10 Uhr im Tower der letzte Funkkontakt dokumentiert ist. Es gab demnach keine Meldungen über technische Probleme an Bord. Nach Angaben von Transportminister Grethen betrug die Sichtweite zum Unfallzeitpunkt über 100 Meter. Demnach habe die Maschine einen Landeanflug nach Kategorie II durchführen können. Eigentlich kein Problem. Der Minister wies darauf hin, dass innerhalb der 30 Minuten vor dem Absturz fünf Flugzeuge problemlos landeten. Es handelt sich, so Generaldirektor Heinzmann, um den ersten gravierenden Unfall in der Geschichte seiner kleinen Airline. Die Unglücksmaschine mit dem Kenner LX-LGB war 1991 von Fokker gebaut worden. Der traditionsreiche niederländische Hersteller hat vor einigen Jahren Konkurs angemeldet. Dennoch gelten die von ihm gebauten Kurzstreckenmaschinen nach wie vor als sicher und robust. Die Luxair habe zudem alle vorgeschriebenen Wartungsintervalle exakt eingehalten. So befand sich die Unglücksmaschine auf ihrem ersten Flug nach einer so genannten 220-Stunden-Kontrolle. Die Fokker50 - der Typ hatte 1987 seinen Erstflug, bis 1997 wurden 213 Maschinen gebaut - kann 58 Passagiere befördern. Die Maschine hat eine Rumpflänge von 25,25 Metern und eine Spannweite von 29 Metern. Ihre Reisegeschwindigkeit liegt bei 513 km/h, die Reichweite bei 1570 km. Angetrieben wird sie von...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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