Rapunzel an der Parkaue

»Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herab.« Als pubertierendes Mädchen in einem Turm fest zu sitzen und nur von der finsteren Stiefmutter aufgesucht zu werden - man kann sich Schöneres vorstellen. Wohin mit der aufkeimenden Lust, den Gefühlen und der Neugierde auf die Welt? Wie gut, dass es schöne und mutige junge Prinzen gibt, die weder vor verschlossenen Türmen noch bösen Hexen zurückschrecken und auf mögliche Konsequenzen pfeifen. Mit dem Grimmschen Märchen Rapunzel, vom Premierenpublikum begeistert beklatscht, begann im Carrousel-Theater die neue Spielzeit. Knapp zwei Stunden Theater bot die Inszenierung unter der Regie von Peter Dehler. Kinder sind ein ehrliches Publikum, reagieren auf Unverständliches mit Nachfragen, quittieren Langweile sofort mit Unmut. Um nicht die Aufnahmegrenzen der Kleinen zu überschreiten, bauten die Stückemacher immer wieder spannungsentlastende Effekte ein. Für ab Sechsjährige ist die Inszenierung, dürfte aber für sie über manche Phasen anstrengend sein. Ilka Metzner ist die Rolle der Rapunzel auf den Leib geschrieben. Mittelgroß, blond, ein wenig mollig, widerspenstig, bockig und voller Wissbegier. Noch besser ist ihr Gegenpart: Johanna-Julia Spitzer erinnert als böse Zauberin an eine verdrehte Punkerin mit hysterischen Anwandlungen und einem Touch schwarzer Magie - klasse gespielt. Ihren wüsten Launen ist Diener Balthasar (Helmut Geffke) gnadenlos ausgesetzt, der bedingungslos gehorchen muss. Gewohnt originell ist das Bühnenbild - ein riesiges Bilderbuch. Mit jedem Umklappen der Seiten verändern sich die Szenen. Das für die Koproduktion mit dem Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin geschriebene Stück ergänzt die klassische Vorlage um spannende Szenen und einen besonders drama...

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