Fackeln gegen Flüchtlinge?

Brandstiftung oder nicht - Asylbewerber gelten als Touristenschreck

  • Martin Höxtermann
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Zweimal brannten im Schwarzwaldort Baiersbronn geplante Asylbewerberheime. Nun streitet der Touristenort über sein Image.

Nachdem in Baiersbronn (Baden-Württemberg) in den vergangenen sechs Monaten zweimal leer stehende Hotels abgebrannt sind, die zu Flüchtlingsunterkünften umgebaut werden sollten, sorgt sich die Schwarzwaldgemeinde im Kreis Freudenstadt um ihr Image. »Baiersbronn ist nicht fremdenfeindlich«, erklärte Bürgermeister Norbert Beck. »Bis zum Beweis des Gegenteils sage ich, dass die Brände auf das Konto eines verwirrten Einzeltäters gehen.« Die Polizei glaubt jedoch an einen Zusammenhang zwischen den Bränden und der geplanten Nutzung der beiden Gebäude. »Im ersten Fall konnte der Verdacht der Brandstiftung nicht nachgewiesen werden, diesmal wurden aber Brandbeschleuniger gefunden«, sagte ein Polizeisprecher. Von den Brandstiftern gebe es bisher keine Spur. Insgesamt 180 Asylbewerber soll der Kreis Freudenstadt laut Zuweisung des Landes unterbringen; davon sollten 80 in der Touristenhochburg Baiersbronn einquartiert werden. Zunächst hatten die Behörden hierfür das ehemalige Hotel »Bären« im Stadtteil Huzenbach auserkoren. Doch am 31. Juli machte ein Brand das Gebäude unbewohnbar. Sachschaden: 500000 Euro. Die Behörden begaben sich erneut auf die Suche - und wurden im Ortsteil Obertal fündig. Diesmal sollten die Flüchtlinge, die sich derzeit noch in der Zentralen Landesaufnahmestelle in Karlsruhe befinden, im einstigen Hotel »Sonne« wohnen. Das Gebäude wurde umgebaut und zum 1. Dezember an das Landratsamt Freudenstadt vermietet. Doch auch dort brannte es vor dem geplanten Einzug. Am vergangenen Dienstag, gegen sieben Uhr morgens, stand der Dachstuhl des Hotels in Flammen. Sachschaden: 300000 Euro. Ob es sich bei beiden Bränden um dieselben Täter handelt, soll eine Analyse des Brandbeschleunigers zeigen, der derzeit vom baden-württembergischen Landeskriminalamt untersucht wird. Dass Flüchtlinge in Baiersbronn nicht mit offenen Armen empfangen werden, hatte der Sozialamtsleiter von Freudenstadt, Robert Bornhauser, vor kurzem bestätigt. »Es hat Bedenken gegeben, dass die geplante Unterkunft für Asylbewerber im Stadtteil Obertal nicht zum Fremdenverkehr passt«, berichtete Bornhauser nach einem Gespräch mit dem Bürgermeister und örtlichen Interessenvertretern. Auch die Presse zitierte Ortsansässige, die die Unterbringung von Asylbewerbern in dem heilklimatischen Luftkurort ablehnen. Flüchtlingsinitiativen berichten gar von einer ausländerfeindlichen Stimmung im Murgtal. Eine dezentrale Unterbringung in kleinen Wohnungen wäre ohnehin die bessere Lösung als eine Sammelunterkunft im letzten Winkel des Schwarzwaldes, kommentierte das Südbadische Aktionsbündnis gegen Abschiebungen. Allerdings dürfe man den Rassisten nicht nachgeben, die im Ort Stimmung gegen die Flüchtlinge machten. Doch genau dies scheint zu passieren. Denn der Landkreis Freudenstadt hat dem zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe bereits gemeldet, dass er sich derzeit nicht in der Lage sehe, die angewiesenen 180 Flüchtlinge unterzubringen. 250 Menschen habe man bereits aufgenommen, mehr sei derzeit nicht möglich, sagte Sabine Inderst, Pressesprecherin des Landkreises, gegenüber ND. Immerhin hat sich Anfang der Woche in der Ortschaft ein »Freundeskreis Asyl« gegründet, der nicht zulassen will, dass Baiersbronn das Image der Fremdenfeindlichkeit bekommt. Ziel müsse sein, so Initiator Pfarrer Friedrich Hartmann, dass »Kurgäste un...

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