Störe von der Müritz

Mecklenburg-Vorpommern bietet Fischzucht in geschlossenen Kreisläufen

  • Ellen Krüger
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Fischzucht in Gebäuden, in Hallen und jeweils in geschlossenen Kreisläufen wächst sich zu einem neuen Trend aus, trotz zunehmend leergefischter Meere die Nachfrage nach dem als gesund empfohlenen Nahrungsmittel zu befriedigen.

Besonders groß ist sie gerade nicht, die Halle, versteckt in einer idyllisch gelegenen Eigenheim-Siedlung an der Peripherie der Müritzstadt Waren. Dennoch tummeln sich darin mehrere tausend Fische, die hier in der »Kinderstube« von Günter Ziebarth aufgezogen werden. In den Becken sind Zander, Aale, Welse und auch Störe zu finden. Bereits seit 1999 betreibt der Warener eine der modernsten Produktionsanlagen für Intensivfischzucht. Als das Geheimnis seines Erfolges sieht er den »geschlossenen Kreislauf« an - Fischzucht praktisch unabhängig von äußeren Einflüssen. In der Kreislaufanlage wird das durch Fische und Futter verschmutzte Wasser gereinigt und wohl temperiert in die Becken zurückgeführt. Per Computer wird genau berechnet, in welchem Wachstums-Stadium sich die Schuppentiere gerade befinden. Danach richtet sich Fütterung. Die gesamte Anlage wurde von der Deutschen Stiftung für Umweltschutz anerkannt und genügt somit höchsten Ansprüchen an den Umweltschutz. Alljährlich werden auf diese Art und Weise etwa 50 Tonnen Fisch erzeugt. Besonders stolz ist Günter Ziebarth aber auf seine Störe. In einer Kooperation mit der Fischerei Müritz-Plau zieht er die quirligen und überhaupt nicht scheuen Fische auf. Erst in diesem Jahr ist es den Müritz-Fischern gelungen, in so genannten Zuger-Gläsern eigene Störe zu brüten. Die sind jetzt bei Ziebarth in der Aufzuchtanlage. Das gesamte Projekt der Erbrütung, beginnend mit der künstlichen Befruchtung, stand unter der Aufsicht des Instituts für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Bereits im Sommer hatten die ersten Störe die Ziebarthsche Kinderstube verlassen und in Teichen der Müritz-Fischer ausgesetzt werden können. »Die sind allerdings nicht hier ausgebrütet, sondern nur bis zu einer ungefährdeten Größe herangezogen worden«, dämpft Fischfarmer die Erfolgsmeldung. Gerade in der Aufzuchtphase seien die Tiere arg gefährdet. Zu den natürlichen Feinden gehören auch Kormorane, die Störe als eine Delikatesse schätzen. Daher werden die Fische wohl behütet bis zu einer bestimmten Größe in den Aufzuchtbecken hochgepäppelt, bis sie dann den natürlichen »Gefahren« ausgesetzt werden. Dies geschieht, wenn die Störe ein Gewicht von einem Kilo auf die Waage bringe. Bis auf ein Gewicht von zwei bis drei Kilogramm wachsen die Störe in den Teichen auf, dann ist der grätenfreie, schmackhafte Speisefisch bereit für den Verkauf. »Die Nachfrage nach Fisch steigt zunehmend«, erklärt der Fischzüchter. Von den Fängen in den Seen können die Fischer derzeit nicht mehr leben, die in den Weltmeeren gehen auch drastisch zurück. Ein Gedanke lässt Ziebarth allerdings nicht in Ruhe - dass es irgendwann einmal den Kaviar von der Müritz gibt. »Wir sind sehr erfolgreich mit unserer Zucht. Das lässt darauf hoffen, dass es irgendwann einmal soweit sein wird«, meint er optimistisch. Allerdings dauert es bis zur Geschlechtsreife der Störe mehrere Jahre. Und die Größe von den berühmten Sibirischen Stören aus dem Kaspischen Meer werden die Müritz-Störe wohl nicht erreichen. Dort sind schon Exemplare von eineinhalb Tonnen gesichtet worden. Die Müritz-Fischer und Günter Ziebarth verstehen sich auch als Tierschützer. »Durch Überfischen ist der Sibirische und auch der heimische Stör zu gut wie ausgestorben.« Mit der Zucht sei es möglich, diese Art vor dem endgültigen Aus zu schützen und dafür...

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