DDR-Literatur im DEFA-Film

Spurensuche des sozialistischen Alltags im Toni

Während sich andernorts James Bond über die Leinwand schießt, kann man sich im Weißenseer Kino Toni davon überzeugen, welch hohen Stellenwert die DDR-Literatur bei der DEFA einst hatte. Vom 5. bis 11. Dezember werden insgesamt neun DEFA-Literaturverfilmungen gezeigt und damit an das Schaffen anerkannter Regisseure wie Konrad Wolf, Roland Gräf, Lothar Warneke, Rainer Simon, Ralf Kirsten, Horst Seemann und Hermann Zschoche erinnert. In Gesprächen mit Regisseuren, Autoren, Darstellern und anderen Filmkundigen wird es außerdem um die Geschichte des jeweiligen Films und um seine Wirkung auf die Zuschauer von gestern und heute gehen. Zur Eröffnung ist die 1964er Konrad-Wolf-Verfilmung von Christa Wolfs Roman »Der geteilte Himmel« (5.12., 20 Uhr) zu sehen, in dem der Ost-West-Konflikt vor dem Mauerbau thematisiert wird. »Märkische Forschungen« (6.12., 20 Uhr), nach einem Roman von Günter de Bruyn, ist eine bittere Satire über die Verdrehung der Wahrheit durch die Mächtigen und ein Erinnerungsstück an hervorragende schauspielerische Leistungen von Hermann Beyer, Kurt Böwe, Jutta Wachowiak und Dieter Franke. Mit »Unser kurzes Leben« (6.12., 22.45 Uhr) kommt der unvollendete Roman über die gescheiterten Träume der Architektin Franziska Linkerhand von Brigitte Reimann auf die Leinwand. »Der Fall Ö.« und »Der verlorene Engel« (7.12., 20 u. 22 Uhr) folgen literarischen Vorlagen von Franz Fühmann. In beiden Fällen ist es der besondere Umgang mit der Kunst und ihrer gesellschaftlichen Relevanz, was zur Beschäftigung mit dem König Ödipus sowie mit dem Leben des Bildhauers Ernst Barlach, in der Hauptrolle Fred Düren, anregte. Erwin Strittmatters Buch »Tinko« (8.12., 20 Uhr), das einen Einblick in die frühe Entwicklung auf dem Lande gibt, wurde 1957 von Herbert Ballmann verfilmt. Neben dem Regisseur und dem Darsteller Max Reichhoff wird Eva Strittmatter beim anschließenden Gespräch dabei sein. Gezeigt werden auch die Filme »Der Tangospieler« (9.12., 20 Uhr), 1991 nach der Vorlage von Christoph Hein entstanden, und »Levins Mühle« (10.12., 20 Uhr), nach Johannes Bobrowskis Roman, den Horst Seemann 1980 verfilmte. Den Abschluss dieser Woche bildet der Film »Insel der Schwäne« (11.12., 20 Uhr) nach dem Roman von Benno Pludra, wobei 1983 eine Kritik die realistisch genauen Beobachtungen aus der Lebenssphäre von DDR-Jugendlichen lobte und auf den »Grundton ihrer Aufsässigkeit« verwies. Dazu wird beim Gespräch neben anderen Ulrich Plenzdorf, der das Drehbuch schrieb, einiges zu sagen haben. Kino Toni, Max-Stei...

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