Eine Ära geht zu Ende

Treptower Parkhaus schließt zum Jahreswechsel

Das Parkhaus ist Geschichte. Silvester geht in Treptow eine fast 50-jährige Kulturära zu Ende, denn am 31. Dezember macht die beliebte Institution ihre Pforten für immer dicht. Es begann mit dem BBV-Beschluss im April 2000 zum Verkauf der Haushälfte. Ende August 2002 stand die Schließung endgültig fest. Schon seit den 50er Jahren gab es in der 1889 erbaute Villa Kulturangebote. Im Kulturhaus Treptow, wie es zu Vorwendezeiten hieß, später dann im Parkhaus. Dort entwickelte sich für Künstler eine Umgebung, in der experimentiert, geprobt, gespielt und gelebt werden konnte. »Porös« - Bernd Ostermann vom Parkhaus-Team wählt diesen Begriff für die Stimmung, die unter den fünf Mitarbeiten herrscht, die noch bis zum bitteren Ende im Haus arbeiten. Die Treptower bedauern die Schließung, so Ostermann, wieder bröckelt ein Stück Berlin-Kultur. Die Galerie hat schon dicht gemacht, am 13. Dezember sagt der Verein Sprungbrett »Tschüss Parkhaus«. Sprungbrett kommt in der alten Feuerwache am S-Bahnhof Schöneweide unter. Gedrückte Stimmung bei Wolf Glöde vom Verein Jazzkeller 69. Der Treptower Jazzkeller hat eine lange Tradition. Vor 1969 hieß er Twist-Keller, die Sputniks spielten dort. Danach entwickelte sich die Jazz- szene. Alles, was Rang und Namen hat im Free- und improvisierten Jazz, trat dort auf. Glöde hofft, dass man die Tradition fortsetzen kann. Der Verein hat einen neuen Standort gefunden: im »Waati« in der Kneipe Mensa Nord in Mitte gegenüber dem Deutschen Theater. Einen Namen hat man noch nicht gefunden, vielleicht »Exil of Jazzkeller 69«. Alle wären gern in Treptow geblieben, man wollte mit dem neuen Besitzer über einen verlängerten Aufenthalt verhandeln. Der Versuch scheiterte. Das Bezirksamt wollte die Adresse des Besitzers nicht rausrücken. »Eine Begründung dafür«, so Glöde, »gab es nicht«. Jetzt hoffen die Vereinsmitglieder, dass die Behörde ihnen das Piano und einige Scheinwerfer überlässt, damit man nicht mit leeren Händen ins neue Domizil zieht. Großen Abschied will man nicht begehen. »Der Verein bleibt ja bestehen, wir planen eher eine große Einstandsparty im Waati.« Am 20.12. nehmen die Parkhausleute Abschied: Im Theatersaal präsentiert um 20 Uhr das Trio Walter Schutz »Jandl trifft Schwitter's - ein Wortgewitter's«, und ab 23.30 Uhr spielen »Gilbert«, »Abdourahmane Diop & Griot Music Company«, Paul Schwingenschlögl und »Peter Papst & Jonathan Blues Band«. Und der Jazzkeller verabschiedet sich mit ganz solidem Jazz...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.