- Reise
- Auf historischen Spuren
Pekings Palast der 9999 Räume
Halle der Höchsten Harmonie: Alles wie im Buch, nur viel schöner
Da stehen sie, die Löwen, deren Kopien aus Gips in diversen Größen überall in der Welt anzutreffen sind, wenn man »zum Chinesen« essen geht: im Original großmächtig und in Bronze gegossen. Der Leu höchstselbst hält mit der erhobenen rechten Vordertatze die Welt in Schach, die Löwin schützt mit der Linken die Zukunft, das auf dem Rücken liegende Löwenbaby. So bewachen diese Symbole kaiserlicher Machtfülle, die Halle der Höchsten Harmonie. Seit mehr als einem halben Jahrtausend stehen sie hier, die Kunstwerke aus der Ming-Dynastie.
Zu Tausenden und Abertausenden strömen Touristen täglich in die Verbotene Stadt im Herzen von Peking, in die ehemalige Kaiserresidenz, einst als Mittelpunkt der Welt und der Macht angesehen. In der überwiegenden Mehrzahl sind es Chinesen, die das weiträumige prachtvolle Areal beleben - Chinesen aller Altersgruppen aus allen Provinzen des Riesenreiches.
Nachdem man das Tor des Himmlischen Friedens in die Verbotene Stadt durchschritten hat und dann durchs Mittagstor den Kaiserpalast betritt, wird man gewahr: Dies ist kein Palast im abendländischen Sinne. Dies ist ein kunstvolles Ensemble aus zahlreichen Toren, Palästen, Hallen und Pavillons. Alle haben poetische Namen: Tor der Himmlischen Reinheit, Tor der Irdischen Ruhe, Tor der Göttlichen Stärke, Palast der Ruhe und Langlebigkeit, Palast der Herzensbildung, Palast des Fastens, Halle der Berührung von Himmel und Erde, Halle der Militärischen Tapferkeit, Halle der Literarischen Blüte, Pavillon des Kulturellen Reichtums.
Wo der Kaiser lehrte
Ein jedes Tor, wobei der eigentliche hochgewölbte Durchlass den geringsten Raum dieser gewaltigen, um die vierzig Meter hohen kunstvollen Festungs-Bauwerke einnimmt, ein jeder Palast, jede Halle und jeglicher Pavillon dienten einem ganz speziellen Zweck. Nichts ist zufällig oder beiläufig. Der Pavillon des Kulturellen Reichtums beispielsweise war in der Ming-Dynastie das Studierzimmer der Kronprinzen; der Kaiser hielt hier Vorlesungen. 9999 Räume, so heißt es, zählt der Kaiserpalast, und aus 10000 würde hoch droben der eigentliche Himmelspalast bestehen. Der irdische Kaiser, der auf Erden residierte, er zeigte Demut - um einen Raum weniger.
Im Zentrum des Ensembles aber, in dem jede Abmessung, jede Symmetrie, jede Figur, jede Schale, jeder Zahlenwert von Bedeutung ist, erheben sich auf einer Terrasse inmitten eines weiten Hofes die drei großen Hallen der Harmonie mit ihren geschwungenen Dächern, deren Ziegel- und Schmuckwerk wie aus Holz geschnitzt wirken, tatsächlich aber aus Ton gebrannt und in der gelben Farbe der Kaiser glasiert sind. Sie sind das Herzstück des Palastes. Und von diesen Dreien - von Löwen bewacht - war wiederum war jene Halle das Nonplusultra des Reiches der Mitte: die Halle der Höchsten Harmonie. Hier in der Thronhalle amtierte der Kaiser, gab er Audienzen für Minister, fanden Zeremonien und Feiern zu bedeutenden Festtagen statt. Vor dem Palast, auf einem 30000 Quadratmeter großen Platz, hatten sich einst 20000 Beamte und Würdenträger einzufinden, in Reih und Glied aufgestellt zum Kotau vor dem Herrscher.
Als wir all die Pracht hinter uns gelassen haben und auch die Quartiere der zahlreichen Konkubinen, um vor dem Abschied aus der Verbotenen Stadt mit ihren in der Welt beispiellosen Ausmaßen im Kaiserlichen Garten zu verschnaufen, da treffen wir im Menschengewimmel unsere Wahl für ein chinesisches Urteil. Frau He ist, wie sich herausstellt, eine 41-jährige Lehrerin aus der Provinz Hunan. 1000 Kilometer ist sie gereist, um mit Schülerinnen und Schülern dieses wahrlich »Achte Weltwunder« zu bestaunen: »Es ist wunderbar. Es ist alles so, wie in den Büchern beschrieben. Nur viel schöner und voller Leben.«
Die Geschichte des Kaiserpalastes nahm ihren Anfang vor mehr als einem halben Jahrtausend. Kaiser Chengzu (Zhu Di), der dritte Kaiser der Ming-Dynastie (1368-1644), hat den Palast im Jahre 1420 bezogen, nachdem er ihn während seiner Amtszeit (1403-1424) im Verlaufe von achtzehn Jahren neu errichten ließ. 24 Kaiser der chinesischen Ming- sowie der darauf folgenden mandschurischen Qing-Dynastie haben hier residiert und regiert. Bis im Jahre 1911 die Herrschaft der Kaiser beendet, die Republik gegründet und der revolutionäre Demokrat Sun Yat-sen zum provisorischen Präsidenten ernannt wurde.
Die Ming-Dynastie aber, letzte Regierungszeit chinesischer Herrscher, dieses Zeitalter der »Chinesischen Renaissance«, hat sich bleibende Verdienste um die Entwicklung des Landes erworben. Symbolhaft für unterschiedliche Leistungen: aus zartem Porzellan formvollendete Ming-Vasen, aus festem Mauerwerk trutzig und elegant - die Große Mauer.
Wer einmal in Peking - oder Beijing, entsprechend moderner Version - gewesen sei, aber nicht auf der Großen Mauer, der sei kein Held, meint ein chinesisches Sprichwort. Die Mauer der 10000 Li, zwei Li sind zwei Kilometer - sie ist aber auch von unglaublicher Faszination. Die ursprüngliche Mauer entstand unter Qin Shi Huangdi, dem mächtigen »Ersten Kaiser« (221-210 v.d.Z.), zum Schutze vor Überfällen von Nomadenstämmen aus dem Norden. Die Große Mauer, die wir heute sehen und die sich über etwa 6000 Kilometer erstreckt, stammt jedoch aus der Ming-Dynastie. Sie schützte vor marodierenden Mongolenscharen.
Mauer und Ming-Gräber
An vier Orten kann die Mauer nun besucht werden. Drei davon befinden sich vor den Toren Pekings, der vierte ist gut 200 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Nordöstlich der Metropole etwa 50 Kilometer entfernt befindet sich Mauerabschnitt von Badaling, benannt nach dem Berg gleichen Namens. Es ist das Ziel des größten Teils aller Reisegruppen, denn ein Tagesausflug lässt sich gut verbinden mit dem Besuch der berühmten Ming-Gräber. Welch ein Gewimmel beim Aufstieg; welch ein Posieren vor den Objektiven, und welch eine Fotografierlust. Nicht nur Held will man sein. Ein Erinnerungsfoto im Kaiserpalast und auf der Großen Mauer - das ist der Wunsch eines jeden Chinesen.
Information
EAST ASIA TOURS GmbH, größter ostdeutscher Asien- Spezialist, geführt von erfahrenen und promovierten Sinologen; Wichertstr. 16/17, 10439 Berlin; Tel. (030) 4466890, Fax (030) 4459517; E-Mail: eatw@eatberlin.de; Internet: www.Eastasiatours.de. Geschäftsführer Dr. Bernd Jordan. Empfehlenswert im umfangrei...
Zu Tausenden und Abertausenden strömen Touristen täglich in die Verbotene Stadt im Herzen von Peking, in die ehemalige Kaiserresidenz, einst als Mittelpunkt der Welt und der Macht angesehen. In der überwiegenden Mehrzahl sind es Chinesen, die das weiträumige prachtvolle Areal beleben - Chinesen aller Altersgruppen aus allen Provinzen des Riesenreiches.
Nachdem man das Tor des Himmlischen Friedens in die Verbotene Stadt durchschritten hat und dann durchs Mittagstor den Kaiserpalast betritt, wird man gewahr: Dies ist kein Palast im abendländischen Sinne. Dies ist ein kunstvolles Ensemble aus zahlreichen Toren, Palästen, Hallen und Pavillons. Alle haben poetische Namen: Tor der Himmlischen Reinheit, Tor der Irdischen Ruhe, Tor der Göttlichen Stärke, Palast der Ruhe und Langlebigkeit, Palast der Herzensbildung, Palast des Fastens, Halle der Berührung von Himmel und Erde, Halle der Militärischen Tapferkeit, Halle der Literarischen Blüte, Pavillon des Kulturellen Reichtums.
Wo der Kaiser lehrte
Ein jedes Tor, wobei der eigentliche hochgewölbte Durchlass den geringsten Raum dieser gewaltigen, um die vierzig Meter hohen kunstvollen Festungs-Bauwerke einnimmt, ein jeder Palast, jede Halle und jeglicher Pavillon dienten einem ganz speziellen Zweck. Nichts ist zufällig oder beiläufig. Der Pavillon des Kulturellen Reichtums beispielsweise war in der Ming-Dynastie das Studierzimmer der Kronprinzen; der Kaiser hielt hier Vorlesungen. 9999 Räume, so heißt es, zählt der Kaiserpalast, und aus 10000 würde hoch droben der eigentliche Himmelspalast bestehen. Der irdische Kaiser, der auf Erden residierte, er zeigte Demut - um einen Raum weniger.
Im Zentrum des Ensembles aber, in dem jede Abmessung, jede Symmetrie, jede Figur, jede Schale, jeder Zahlenwert von Bedeutung ist, erheben sich auf einer Terrasse inmitten eines weiten Hofes die drei großen Hallen der Harmonie mit ihren geschwungenen Dächern, deren Ziegel- und Schmuckwerk wie aus Holz geschnitzt wirken, tatsächlich aber aus Ton gebrannt und in der gelben Farbe der Kaiser glasiert sind. Sie sind das Herzstück des Palastes. Und von diesen Dreien - von Löwen bewacht - war wiederum war jene Halle das Nonplusultra des Reiches der Mitte: die Halle der Höchsten Harmonie. Hier in der Thronhalle amtierte der Kaiser, gab er Audienzen für Minister, fanden Zeremonien und Feiern zu bedeutenden Festtagen statt. Vor dem Palast, auf einem 30000 Quadratmeter großen Platz, hatten sich einst 20000 Beamte und Würdenträger einzufinden, in Reih und Glied aufgestellt zum Kotau vor dem Herrscher.
Als wir all die Pracht hinter uns gelassen haben und auch die Quartiere der zahlreichen Konkubinen, um vor dem Abschied aus der Verbotenen Stadt mit ihren in der Welt beispiellosen Ausmaßen im Kaiserlichen Garten zu verschnaufen, da treffen wir im Menschengewimmel unsere Wahl für ein chinesisches Urteil. Frau He ist, wie sich herausstellt, eine 41-jährige Lehrerin aus der Provinz Hunan. 1000 Kilometer ist sie gereist, um mit Schülerinnen und Schülern dieses wahrlich »Achte Weltwunder« zu bestaunen: »Es ist wunderbar. Es ist alles so, wie in den Büchern beschrieben. Nur viel schöner und voller Leben.«
Die Geschichte des Kaiserpalastes nahm ihren Anfang vor mehr als einem halben Jahrtausend. Kaiser Chengzu (Zhu Di), der dritte Kaiser der Ming-Dynastie (1368-1644), hat den Palast im Jahre 1420 bezogen, nachdem er ihn während seiner Amtszeit (1403-1424) im Verlaufe von achtzehn Jahren neu errichten ließ. 24 Kaiser der chinesischen Ming- sowie der darauf folgenden mandschurischen Qing-Dynastie haben hier residiert und regiert. Bis im Jahre 1911 die Herrschaft der Kaiser beendet, die Republik gegründet und der revolutionäre Demokrat Sun Yat-sen zum provisorischen Präsidenten ernannt wurde.
Die Ming-Dynastie aber, letzte Regierungszeit chinesischer Herrscher, dieses Zeitalter der »Chinesischen Renaissance«, hat sich bleibende Verdienste um die Entwicklung des Landes erworben. Symbolhaft für unterschiedliche Leistungen: aus zartem Porzellan formvollendete Ming-Vasen, aus festem Mauerwerk trutzig und elegant - die Große Mauer.
Wer einmal in Peking - oder Beijing, entsprechend moderner Version - gewesen sei, aber nicht auf der Großen Mauer, der sei kein Held, meint ein chinesisches Sprichwort. Die Mauer der 10000 Li, zwei Li sind zwei Kilometer - sie ist aber auch von unglaublicher Faszination. Die ursprüngliche Mauer entstand unter Qin Shi Huangdi, dem mächtigen »Ersten Kaiser« (221-210 v.d.Z.), zum Schutze vor Überfällen von Nomadenstämmen aus dem Norden. Die Große Mauer, die wir heute sehen und die sich über etwa 6000 Kilometer erstreckt, stammt jedoch aus der Ming-Dynastie. Sie schützte vor marodierenden Mongolenscharen.
Mauer und Ming-Gräber
An vier Orten kann die Mauer nun besucht werden. Drei davon befinden sich vor den Toren Pekings, der vierte ist gut 200 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Nordöstlich der Metropole etwa 50 Kilometer entfernt befindet sich Mauerabschnitt von Badaling, benannt nach dem Berg gleichen Namens. Es ist das Ziel des größten Teils aller Reisegruppen, denn ein Tagesausflug lässt sich gut verbinden mit dem Besuch der berühmten Ming-Gräber. Welch ein Gewimmel beim Aufstieg; welch ein Posieren vor den Objektiven, und welch eine Fotografierlust. Nicht nur Held will man sein. Ein Erinnerungsfoto im Kaiserpalast und auf der Großen Mauer - das ist der Wunsch eines jeden Chinesen.
Information
EAST ASIA TOURS GmbH, größter ostdeutscher Asien- Spezialist, geführt von erfahrenen und promovierten Sinologen; Wichertstr. 16/17, 10439 Berlin; Tel. (030) 4466890, Fax (030) 4459517; E-Mail: eatw@eatberlin.de; Internet: www.Eastasiatours.de. Geschäftsführer Dr. Bernd Jordan. Empfehlenswert im umfangrei...
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