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Experiment mit einer Volleyballklasse

  • HERBERT KOSS
  • Lesedauer: 3 Min.

In Kennerkreisen ist Berlin-Marzahn als Hochburg für den Volleyball-Nachwuchs ein Begriff. Der Trainerkahlschlag machte auch um dieses erfolgsträchtige Gebiet keinen Bogen. Das bedeutet Gefahr für rund 130 Kinder und Jugendliche, die dort gegenwärtig mit der Kunst des Spiels am hohen Netz vertraut gemacht werden. Das hätte auch negative Wirkung auf den Breiten- und Spitzensport.

Diesem Schicksal wollen sich die Trainer in Marzahn nicht einfach ergeben, wenn auch die Gilde um den einstigen Chef Klaus-Dieter Melchior inzwischen von 28 auf vier schrumpfte. Die verbliebenen Trainer wie Michael Hentschke, Detlev Pohl und Uwe Buscher, allesamt Diplomsportlehrer mit Kündigung, sorgen trotz aller berechtigten Klagen, daß im Sport viel Gutes den Bach hinuntergeht, zumindest in Marzahn dafür, es nicht zum Aus für den Volleyball-Nachwuchs kommen zu lassen. „Wir wollen zeigen, daß der Sport noch da ist, und wenn man jahrelang in diesem Job tätig war, kann man die Kinder nicht einfach im Stich

lassen“, bringt es Detlev Pohl auf ,den Punkt.

Als im Frühjahr die Absicht einzelner bekannt wurde, die erfolgreichen Jugendmannschaften geschlossen zu „verschachern“, stellten sich die Marzahner Trainer quer. Das wäre das Ende ihrer Arbeit dort gewesen, in vielen Gesprächen mit den Eltern und Jugendlichen wurde man sich einig, in Marzahn zu bleiben. Seit September besuchen nun neun Jungen und sechs Mädchen gemeinsam eine Volleyball-Klasse an der 45. Oberschule des Stadtbezirkes. Direktor Blaczek hatte dort ein offenes Ohr und ließ eine solche Klasse zu. Das bringt viele Vorteile und Gleichlauf für die Schüler in der Ausbildung und für zielgerichtetes Training gleichfalls. Jetzt ist der Direktor bemüht, alle bürokratischen Formalitäten zu klären, damit diese Klasse 9 und später nachfolgende bis zur Abiturstufe an seiner Schule weitergeführt werden können. Die Aussichten stehen jedenfalls nicht schlecht dafür. Volleyball bleibt in Marzahn somit lebendig.

Glückliche Umstände und viel eigenes Sportengagement von El-

tern, Trainern und Lehrern bewirkten das. Das Leistungsniveau der Jugendlichen rechtfertigt diese Wege allemal. Die 14jährigen Jungen, haben landesweit keinen gleichaltrigen Gegner mehr zu fürchten. Deshalb spielt die Mannschaft von Detlev Pohl in der Männer-Kreisklasse. Ähnliches geschieht bei den Mädchen, die gar in der Bezirksklasse der Frauen die Bälle übers Netz schmettern.

Bleibt die Frage: Wer bezahlt das alles? Auch hier fanden die Marzahner «ine glückliche Verbindung. Die dort ansässige Werkzeugmaschinenfabrik hat die nötigen Mittel zur Förderung des Sports. Wichtig ist da sicher die gute Position von Absatzdirektor Dietmar Jurich zum Sport, die vieles in Fluß bringt. Man verspricht sich davon beiderseits Gutes für das talenteorientierte Training der Jugendlichen und für den Breitensport der Betriebsangehörigen. ? Marzahner Sportverein und BWF führen eine fruchtbare Ehe. Und dem Ruf eines Unterr nehmens hat es noch nie geschadet, gute Sportler zu fördern – im Gegenteil.

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