Brücke übern Katzengraben

Köpenicker Neubauviertel wird mit Altstadt verbunden

  • Wolfgang Carst
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Idylle der Schrebergärten auf der Köpenicker Baumgarteninsel war kurzzeitig unterbrochen. Dort, wo man sonst nur mit dem Ruderkahn hinkommt, legte ein gewaltiger holländischer Schwimmkran an, um eine 27 Meter hohe Stütze in den Sand des spreeumflossenen Mini-Eilandes zu versenken. Der Pylon dient als Zwischenglied für die neue Fußgänger- und Fahrradbrücke, die das Köpenicker Neubauviertel Am Krusenick zukünftig mit der Altstadt verbinden wird. Das Verkehrsbauwerk überquert in zwei Etappen den Fluss, der sich hier in Alte Spree und Hauptspree mit dem gesamten Schiffsverkehr teilt. Das nördliche Segment vom Krusenick zur Baumgarteninsel misst 30 Meter und hat ein Gewicht von 43 Tonnen, die von dem Rotterdamer Schwimmkran exakt in die Lager gehoben wurden. Für die Montage des 58 Meter langen südlichen Teils musste die verkehrsreiche Wasserstraße mehrere Stunden komplett gesperrt werden. Die einzelnen Brückenteile waren zuvor auf einem Grundstück an der Friedrichshagener Straße vormontiert worden. Im Oktober dieses Jahres soll dann der 2,2 Millionen Mark teure Katzengraben-Steg endgültig fertiggestellt sein und dem Verkehr übergeben werden. Die Bezeichnung Katzengraben stammt übrigens aus der Zeit, als die Spree noch nördlich um die Baumgarteninsel herumfloss und sich südlich nur ein kleiner Graben befand, den eine Katze überspringen konnte. Ende des 19. Jahrhunderts, im Rahmen einer Flussbegradigung, wurde der Katzengraben auf die für eine Schifffahrt notwendige Breite und Tiefe erweitert. Geblieben ist nur der Name, auch für eine Straße in Alt-Köpenick, und nun für die neue Brücke zum Krusenick. Ihr Bau war den Neubaubewohnern einst als Anreiz, sich dort niederzulassen, versprochen worden. Der Baubeginn hatte sich jedoch mehrfach, unter anderem wegen der Pleite des Investors, verzögert. Für die rund 40 Laubenpieper auf der Baumgarteninsel kehrt bald wieder die gewohnte Ruhe ein. Befürchtungen, dass die neue Brücke mit einem Abstieg auf ihr Eiland versehen wird, scheinen unbegründet. Das 1776 erstmals urkundlich als »Rietzer Wiesen« erwähnte Areal diente im 19. Jahrhundert vor allen Dingen für die Wäschebleiche. Seit 85 Jahren besteht hier eine Gartenkolonie, die noch zu DDR-Zeiten an das Elektrizitätsnetz (1970) und an das Wassernetz (1980) angeschlossen wurde. Die Hobby-Gärtner von der Baumgarteninsel wollen trotz Katzengraben-Steg ihre Abgeschlossenheit, ihr kleines Idyll am Rande der Großstadt, erhalten.
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