Komödienbühne plant Ausflüge in viele Genres

»Der Vetter aus Dingsda« im Hansa-Theater

  • Timo Fehrensen
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Ein Komödientheater kann sich zur Not immer »operetten«. Zumal, wenn es um ein Eduard-Künneke-Werk geht, das immer noch tadellos funktioniert wie bei »Der Vetter aus Dingsda«. Da ist der Geliebte weit weg, kündet der Mond von schönen Gefühlen. Es wird eifrig verwechselt und geirrt. Es gibt böse Verwandte und hinreißende Musik. Das herrliche Liebes- und Komödienlibretto, das der Berliner Rechtsanwalt Fritz Oliven alias Rideamus und Herman Haller für Eduard Künneke geschrieben haben, ist nostalgisch herzrührend. Das Hansa-Theater plant erfolgreiche Ausflüge in viele Genres. Die städtischen Subventionen fürs Haus sind gestrichen. Intendant André Freyni geht jetzt mit viel Mut und bereits steigender Besucherzahl an die eigentlich vergnügliche Sache dieser Bühne. Eine erfolgreiche Inszenierung vom Esther-Vilar-Stück »Eifersucht« hat er mit seiner Darstellerin und Regisseurin Klara Höfels bereits vorgelegt. Gastspiele von Süskind »Der Kontrabass« und O'Caseys »Das Ende vom Anfang« folgten. »Dieses Theater darf nicht sterben«, sagt André Freyni. »Es ist ein herrlicher Bühnenraum. Und wir müssen die Komödientradition hier fortsetzen. Es gibt ein tolles Stammpublikum, und es gibt doch zahlreiche große Komödien, die kaum mehr an Berliner Bühnen aufgeführt werden. Diese große Theatergeschichte fortzusetzen, ist unser Anliegen.« Vom »Zauberer von Oos« bis zum Schwank reicht die Palette. Und immerhin geht es einigermaßen Pointen sprühend über die Bühne, was in Heike Hanefelds Inszenierung und im schmucken Bühnenbild von Alexandra Jacob beim »Vetter« stattfindet. Ein kleines Orchester - tadellos geleitet von Gregor Dubuclet - treibt gehörig das Tempo an. Und einige fröhliche Sänger im Ensemble wissen durchaus mit der schwierig-leichten Muse Operette umzugehen. Etwa Marcel Sindermann als glorreicher Wandergesell oder Iris Werner als Hannchen. So viel Spaß darf sein, nicht nur zur Weihnachtszeit. Das Engagement des Hansa-Theaters in Sachen guter Gags darf durchaus mit in den nächsten Sommer genommen werden. Hansa-Theater, Alt-Moabit 48,...

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