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Der erste Arbeitstag im neuen Jahr, aber nicht für alle

Viele Berliner machen noch bis zum 6. Januar Urlaub / Putzteufel und Polizisten haben alle Hände voll zu tun

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Neujahrsfeier ist vorbei, der Alltag hat uns wieder. Doch nicht jeden von uns auf die gleiche Weise. Wer gestern Morgen zur Arbeit eilte, der hat es vielleicht bemerkt: Die Züge fuhren vergleichsweise leer umher, einige S- und U-Bahnhöfe wirkten wie leer gefegt. Wo waren die Berliner? »Ich bin da«, sagte Rosemarie Stegemann, Sprecherin im Hellersdorfer Rathaus. Andere waren es nicht. Darunter Bürgermeister Uwe Klett (PDS), der für die zwei Brückentage zwischen Neujahr und Wochenende Urlaub genommen hatte; wie übrigens auch Sozialstadträtin Dagmar Pohle (PDS) und Baustadtrat Svend Simdorn (CDU). Zwar war gestern der erste Arbeitstag im Jahr 2003. Das bedeutet aber nicht, dass jeder Werkbank oder Schreibtisch aufsuchte. Die Humboldt-Universität etwa genehmigte Betriebsferien. Wer wollte, durfte schon seit 23. Januar Urlaub machen. »Es mussten keine Stallwachen ausgelost werden«, erklärte Petra Schubert von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Viele Kollegen nutzten die Gelegenheit. Die Vorlesungen starten erst am 6. Januar. Wo waren die Berliner, die erst am Montag wieder ihrem Broterwerb nachgehen? Vielleicht in den Geschäften, wo nach den Festtagen Rabatte winkten? Doch so richtig purzelten die Preise nicht. Das Preisniveau lag schon vorher so niedrig, dass für weitere großzügige Rabatte der Spielraum fehlt, meinte Jan Holzweißig vom Berliner Gesamtverband des Einzelhandels. Ganz sicher jedenfalls sammelten sich die Einwohner nicht in den Lebensmittelmärkten. Bei »real« im Treptower Parkcenter war nach Eindruck einer Verkäuferin gestern weniger los, als sonst an Donnerstagen. Die Leute deckten sich reichlich für die Feiertage ein und haben jetzt noch genug gebunkert, mutmaßte die Frau. Wegen des schlechten Wetters zögerte wohl mancher, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Berlin machte aber nur zu einem Teil blau. Manche Berufsgruppen mussten mächtig ackern. Allen voran die Mitarbeiter der Berliner Stadtreinigung (BSR). Zum erwarteten Silvestermüll kam unerwartet noch das Blitzeis. Rund 800 Beschäftigte und 200 große Streufahrzeuge machten von Freitag 20 Uhr bis in die frühen Morgenstunden die Verkehrsadern frei. In Nebenstraßen blieb es zunächst glatt, weil dort nicht gestreut wird. So schreibe es der Gesetzgeber vor, argumentierte BSR-Sprecher Bernd Müller. Wann der Silvestermüll komplett entfernt ist, vermochte Müller nicht zu sagen. Das sei witterungsabhängig. Der Winterdienst genieße Vorrang. Doch nicht für jeden gezündeten Knaller ist die BSR verantwortlich. Für Parks sind die Grünflächenämter zuständig. In Pankow genossen viele Bürger die Aussicht aufs Feuerwerk an höher gelegenen Flächen im Volkspark Prenzlauer Berg und im Mauerpark, berichtete Umweltstadtrat Matthias Köhne (SPD). Er hofft, dass seine Mitarbeiter dort innerhalb einer Woche aufgeräumt haben. Bei der Polizei durfte gestern ausschlafen, wer Silvester Nachtschicht schob. Diese Beamten treten dann heute zum Tagesdienst an. Die Polizisten, die Unfälle und Straftaten auswerten, mussten sich gestern sputen, galt es doch, den Aktenberg vom Feiertag abzuarbeiten.

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