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Im Kindertheater: Teufels Haar – des Bauern Glück

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Utopie von einer glücklichen, friedfertigen, gerechten Welt lebt in diesem Stück weiter. Die Soldaten, werfen Uniformjacken und Waffen von sich, Prinzessin und Thronnachfolger streuen den Goldschatz unters Volk, alle wiegen sich und tanzen zu frohen Klängen (Musik: Dietmar Staskowiak) – optimistische Botschaft der jüngsten Premiere am Berliner Theater der Freundschaft.

Renate-Louise Frost inszenierte das Grimmsche Märchen „Der

Teufel mit den drei goldenen Haaren“ in der Fassung des in Frankfurt/Main lebenden Zeichners und Schriftstellers Friedrich Karl Waechter. Es ist dies eine in der Sprache Waechters äußerst verdichtete Formel der Geschichte vom Bauernburschen, dem es gelingt, dem Teufel die besagten Haare zu klauen. Knappe Dialoge, abrupte Übergänge, Poesie der Bilder.

Die Menschen auf der Bühne scheinen nicht von dieser Welt. Das beginnt mit der Wiederbelebung

des Bauernburschen Wenzel durch des Teufels Großmutter, findet seine Fortsetzung in dem makabren Versuch Wenzels, zwei andere Gehenkte ins Leben zurückzurufen, und verwirrt sich in der Räuberhöhle, wo Grufti-Kult und orientalisches Säbelrasseln eine merkwürdige Mischung eingehen. Zauberhaft stimmig dann das Hochzeitsgelage am Königshof, der graziöse Umgang mit dem zur Zeremonie erstarrten Vorgang des Essens, Trinkens, Tanzens. Marie-Louise Frost baut opulente Bilder, die

Phantasie produzieren helfen. Und das ist nötig im fernsehtraktierten Alltag der Kinder.

Mir scheint aber, daß das Theater seinem Publikum doch etwas zur Hand gehen sollte. Das Programmheft mit Hieronymus-Bosch-Abbildungen mag ein Schmeckerchen für manchen Erwachsenen sein, die Kinder sollten etwas mehr erfahren: vielleicht über Waechter, die Brüder Grimm, oder über den oder jenen Schauspieler.

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