Dammheide ohne Sendemast

Ehemalige DDR-Rundfunkanlage weicht Waldgebiet

  • Wolfgang Carst
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Berliner Osten ist um ein markantes Wahrzeichen ärmer. In der Dammheide, zwischen Kaulsdorfer und Mahlsdorfer Straße, reckte sich noch bis vor kurzem ein 240 Meter hoher Sendemast unübersehbar in den Köpenicker Himmel. Seit der Wende funktionslos, wurde er gesprengt. Der Stahlriese im Waldgebiet der Dammheide gehörte zur Rundfunksendestelle Köpenick, die zu DDR-Zeiten als Ersatz für das im Westteil der Stadt gelegene Funkhaus an der Masurenallee und die Sendetürme des ehemaligen Reichsrundfunks in Tegel gebaut wurde. Zeitgleich mit der Errichtung der neuen Rundfunkgebäude in der Nalepastraße in Oberschöneweide wurde ab 1950 auch die Sendeanlage in Nordköpenick gebaut. Die dazu erforderliche Technik stammte aus dem Funkwerk an der Wendenschloßstraße. Hier entstanden u.a. die beiden Mittelwellensender mit je 250 Kilowatt Leistung, mit denen Programme des DDR-Rundfunks ausgestrahlt wurden. Dazu gehörten Radio DDR, Berliner Rundfunk und der Auslandssender Radio Berlin International. Die Station an der Waldpromenade zählte in der DDR zu den mit am besten bewachten Objekten. Ein doppelter Stacheldrahtzaun und Hundestreifen sicherten das Gelände, das für Betriebsfremde, so auch die Anwohner aus dem benachbarten Siedlungsgebiet, absolut tabu war. Nach der Wende wurde das Areal mit den nun stillgelegten Sendeanlagen weitgehend sich selbst überlassen. Die technische Ausrüstung sowie die Verwaltungsgebäude fielen Vandalismus zum Opfer. Das Gelände selbst wurde als Müllkippe missbraucht. Die »Erben« der DDR-Sendestelle, das Bezirksamt Köpenick, die Berliner Forsten und die Telekom, einigten sich nach vielem Hin und Her schließlich auf einen totalen Abriss und die Renaturierung des Geländes. Dazu mussten der Denkmalsschutz für den noch verbliebenen Mast - ein zweiter war schon 1984 abgebaut worden - aufgehoben und die Frage der Kostenübernahme geklärt werden. Forstamtsleiter Klaus Pogrzeba hofft nun, dass das insgesamt 80 Hektar große Gelände zügig beräumt werden kann, damit die Dammheide wieder ein überall und für alle zugängliches Erholungs- und Waldgebiet wird.

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -