Kann man Informationen aus dem Internet trauen?

  • Stefanie Erdrich
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Heute schon suchen 75 Prozent der Internet-Nutzer zwischen 15 und 24 Jahren nach Gesundheitsinformationen, die Zahl wird vermutlich steigen. Manche Experten verteufeln Medizinportale als »Gesundheitsmüllberg«, der zu einer kompletten Verwirrung der Verbraucher führe, andere preisen sie als zukunftsweisend für »mündigere« Patienten. Beide Thesen treffen zu. Im Internet kann man sowohl falsche und vollkommen veraltete Informationen finden, mitunter gibt es die vermeintliche »Wunderpille« gleich mitzubestellen. Andererseits kann man wissenschaftlich fundierte und hochaktuelle Forschungsergebnisse früher im Internet nachlesen als in den wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Einig sind sich die Experten darin, dass es zum Schutz der Verbraucher wirkungsvolle Gütesiegel geben sollte. Die bereits existierenden, wie etwa HON (Health On the Net Foundation), sind lediglich eine freiwillige Selbstverpflichtung, ohne wirksame Kontrolle.
Verbrauchertests bescheinigen den meisten Medizinseiten schlechte Noten. Consumers International, die europäische Dachorganisation der Verbraucherzentralen, testete unter anderem Webseiten mit medizinischen Inhalten. Von April bis Juli 2002 wurden insgesamt 460 Angebote geprüft, darunter 33 aus Deutschland. Häufige Mängel: Eine Trennung zwischen Werbung und Redaktion ist selten erkennbar, die Informationen sind lückenhaft und unpräzise. Auch mit dem Datenschutz nehmen es die Betreiber zahlreicher Internet-Portale nicht so genau. Angaben über kommerzielle Verbindungen der Anbieter fehlen ebenso häufig wie Informationen über die Qualifikation des Autors oder über das Erstellungsdatum des Artikels. Der jüngste Test ist vom August 2002, erstellt von der Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien, die auch deutsche Portale testete. Testsieger bei deutschen Gesundheitsportalen waren www.netdoktor.de, www.gesundheitsscout24.de, www.medicine-worldwide, www.lifeline.de und www.almeda.de.
Verlassen kann man sich aber auch auf die Inhalte der Testsieger nicht: Stiftung Warentest stellte fest, dass Gesundheitsportale sowohl gute als auch schlechte Informationen liefern, je nach Thema. Daher empfiehlt die Stiftung den Verbrauchern, alle Artikel mit medizinischen Inhalten kritisch zu prüfen, etwa anhand einer Checkliste aus dem Internet (www.discern.de). Fazit: Bei einfachen medizinischen Fragen ist der Weg über ein Gesundheitsportal sinnvoll: Man kann sich über Krankheiten informieren, mit Betroffenen kommunizieren und manchmal per E-Mail einen Arzt zum Thema befragen. Einige Portale bieten Suchmöglichkeiten nach Selbsthilfegruppen oder Ärzten in Wohnortnähe.
Peter Schröder von der medizinethischen Abteilung der Ruhr-Universität-Bochum machte eine Studie zum Thema. Dieser zufolge ändern die Internetangebote das Verhältnis zwischen Patient und Arzt, da Internetnutzer einfach und schnell an Informationen gelangen. Patienten können sich gut über den neuesten Forschungsstand informieren und sind somit den Ansichten des Arztes nicht mehr ausgeliefert. Um seriöse Anbieter herauszufinden schlägt Schröder vor, den Informationen generell kritisch gegenüberzustehen und sie auf verschiedenen Internetseiten zu vergleichen. »Man sollte sich auf die eigene Urteilskraft verlassen und nich...

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