»Einkaufsmaschine« am Alex?

Neues Shopping-Center: Initialzündung könnte nach hinten losgehen

Wenn alles gut geht, sollen im nächsten Jahr am Alex die Bagger anrollen. Auf dem Parkplatz an der Alexanderstraße planen die Wohnungsbaugesellschaft Degewo und der portugiesische Mischkonzern Sonae für 410 Millionen Euro eines der größten Einkaufszentren der Stadt. Am Montagabend stellte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Planungen den Bürgern vor, die noch bis Wochenende die Möglichkeit haben, ihre Hinweise abzugeben. Bis 2006 soll das Shoppingcenter entstehen, bis 2009 das 150 Meter hohe Turmhaus an Grunerstraße als Teil der Alex-Hochhaus-Ansammlung. Am Südende des Grundstücks, an der Voltairestraße, will die Degewo ein etwa 60 Meter hohes Gebäude errichten, eventuell für ein Hotel. Weil die über 200 Meter lange Shopping-Mall dazwischen, die sich über drei Etagen erstrecken und 36000 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten wird, eng an Dircksenstraße und Stadtbahn heranrückt, ist an der Voltairestraße ein 3100 Quadratmeter großer Platz geplant. Am Dienstag nutzten vor allem Mittes Bezirkspolitiker noch einmal die Chance, ihre Skepsis gegenüber dem Projekt zu bekräftigen. Baustadträtin Dorothee Dubrau (für Bündnis 90/Grüne) befürchtet, dass durch das Center am Alexrand dem Platz selbst das Wasser abgegraben wird und weiter nichts passiert. Martin Bausch, grüner Bürgerdeputierter, fragte die Senatsvertreter, mit welchem Boom sie am Alex rechneten, um eine solche »Disney-World« zu planen, und Grünen-Polikikerin Rita Keil sieht dafür überhaupt keine Kaufkraft. Außerdem würden die Planungen der kleinteiligen historischen Struktur widersprechen, die der Senat an der Alexanderstraße ursprünglich geplant hatte. »Wieder ein Megaprojekt«, stöhnte Dirk Kaden von der Bürgerinitiative Alexanderplatz. Wenigstens freute sich eine Rentnerin aus der Holzmarktstraße auf die »erlaufbaren Einkaufsmöglichkeiten«. Die Stadtentwicklungsverwaltung sieht dagegen das Projekt als »Initialzündung« für den Alex. Wenn man auch glücklicher gewesen wäre, wenn sie direkt auf dem Alex erfolgen würde, gestanden die Senatsplaner. Aber mit dem Sonae-Center werde es genügend Nachfrage geben, um auch der Entwicklung auf dem Alex Schwung zu verleihen. Der Alex vertrage 325000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche, haben die Planer ausgerechnet, rund 200000 mehr als derzeit vorhanden. Ted Kupchevsky von Sonae versprach Kleinteiligkeit und keine »Einkaufsmaschine«. 15000 Quadratmeter Fläche seien auch für Unterhaltung und Gastronomie vorgesehen, 42000 für Büros. Ende März soll die endgültige Gestaltung feststehen, wenn ein Gutachterverfahren mit sechs Architektenbüros beendet ist. Auf alle Fälle werde das Center ein Unikat, angepasst der städtischen Situation: »Wir haben sogar mal eine Kirche integriert.« Und wenn der Shopping-Tempel dann steht, »ist wenigstens die südliche Platzkante des Alex fertig«, tröstete Degewo-Vorstand Thies-Martin Brandt all diejenigen, die an eine Veränderung der Situation auf dem Alex selbst nicht mehr so recht glauben. Wie offenbar er selbst auch: »Nach dem, was ma...

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