Abschied

Etwas Außergewöhnliches, sicherlich Einmaliges geschah gestern im Roten Rathaus. Im Wappensaal wurde in feierlicher Form eine Lokaljournalistin in den Ruhestand verabschiedet. Der Regierende Bürgermeister, Senatoren, Parteispitzen, Abgeordnete, Senatssprecher, Kollegen - und vielköpfige Ex- von fast allen - gaben der gerade 65 Jahre gewordenen Brigitte Grunert vom »Tagesspiegel« die Ehre. Der kleinen, rotschöpfigen Grande Dame der Berliner Presse wurden die freundlichsten Worte angetragen, deren Politiker gegenüber Journalisten mächtig sein können und dürfen. Klaus Wowereit hatte für sie sogar, wie er in seiner Laudatio sagte, die Nacht zuvor in seiner Küche eine Charlotte Lorraine »gerührt und geschüttelt«, einer bei Alfredissimo kürzlich vorgeführten Süßspeise. Gläser klirrten, Häppchen gingen reihum. So viel Aufhebens um eine Lokalreporterin ist heutzutage schon bemerkenswert. Toben sich doch seit gut einem Jahrzehnt immer mehr blasierte, schwäbelnde Yuppies im so genannten Haifischbecken Berliner Medien aus. Erfahrung, Kompetenz, Sensibilität sind Größenordnungen einer zu Ende gehenden Ära. Da war Brigitte Grunert schon einige Jahre ein »Unikat«. Sie nannte das Verhältnis von Presse und Politik eines von Vertrauen und Misstrauen. Das lehrt ein Leben. Der Nachwuchs in diesem Metie...

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