Regenbogen über den Werraauen
Dem Maler und Grafiker Hans Hattop zum Gedenken
Der Name Hans Hattop ist für Kunstfreunde Thüringens und darüber hinaus zu einem Begriff geworden. So vielfältig sich ihm das Leben offenbarte - farbig wie ein Regenbogen -, so reich war das Feld seines Schaffens. Dass sich seine Kunst im öffentlichen Bewusstsein tief verankerte, liegt nicht nur an den vielen baugebundenen Objekten im Innen- und Außenraum, für die er Entwürfe lieferte oder die er selbst ausführte. Deren Spektrum reicht von Farbglasfenstern, Wandgemälden, Kupfertüren über Mosaike aus Kieselsteinen bis hin zu Stahlplastiken und mobilen Brunnen. Das Lebenswerk des 1924 in Bad Salzungen geborenen Autodidakten beinhaltet die wichtigsten Themen der Kunst. Und die hat er in unterschiedlichsten bildnerischen Techniken und in handwerklich perfekter Weise festgehalten.
Seine Porträts erzählen vom Augenblick eines Atemzuges. Die Landschaftsdarstellungen atmen die Eigenart und Schönheit der von ihm so geschätzten südthüringer Heimat. Jedes seiner Stillleben erzählt duftende Farbgeschichten. In den Aktdarstellungen erfreut sich das Auge an den Reizen der Körper, vibriert die Lust, lacht der Schalk hinter den Malgründen. Die Druckgrafik ist Hans Hattops Feld, sich mit Erscheinungen gesellschaftlichen Lebens kritisch auseinander zu setzen. Und die Denker und Philosophen unter den Kunstfreunden finden ihre Herausforderung an den verschlungen Abstraktionen, in denen der Maler das mit gewohnten Mitteln nicht mehr Fassbare in eine Form zu bringen sucht. So entblättert sich dem neugierig forschenden Auge sein uvre als eine Galerie der Lebensfreude, gewürzt mit wissender Ernsthaftigkeit und spielerischem Experiment.
Hans Hattop zog 1951 nach Meiningen und fand im Meininger Theater als Bühnenbildner-Assistent eine Erwerbsmöglichkeit. Seine erste Personalausstellung wurde 1958 in den Meininger Museen gezeigt. Das Atelier an den Werraauen, seit 1989 zugleich Wohnstatt, - ein kleines Paradies und Ort intensiven Schaffens für den Naturfreund, der das Leben liebt, die innere Einkehr schätzt und zugleich wachsam den Alltag beobachtet. Wenn sich der Regenbogen kühn über die Werraauen wölbte, hätte man durchaus einmal fragen können, wer wohl von wem inspiriert wurde. An diesem lebendigen Ort fühlte Hans Hattop sich zu Hause.
Wer dem Künstler begegnete, erinnert sich sicher an das von tiefen Stirnfalten gezeichnete und von weißem Haar betonte Gesicht, hört noch das aus tiefstem Herzen kommende Lachen, sieht sich von wissenden Augen betrachtet. Sein Selbstporträt von 1985, eine kleine Lithographie, zählt zu den intensivsten Darstellungen. Viele Kunstfreunde holten sich Rat bei ihm und gingen, bestärkt und zugleich beschwingt von seinem grenzenlosen Humor, ihren künstlerischen Weg. Denn er war nicht jemand, der einsam vor sich hin arbeitete, sondern gab sein Wissen und Können, das er sich selbst systematisch angeeignet hatte, bereitwillig weiter. Ein Beispiel für die Kontinuität dieses Anliegens ist die Leitung eines Zirkels von 1955 bis 1995, aus dem so mancher Schüler, so manche Schülerin einer Berufung zur bildnerischen Laufbahn folgten.
Aus Anlass seines 75. Geburtstages zeigte die Städtische galerie ada Meiningen seine große Werkretrospektive und gab einen Katalog mit umfangreichem Lebensrückblick heraus. Es sollte sein letzter Auftritt als Künstler in der Öffentlichkeit sein. Hans Hattop starb nach schwerer Krankheit am 5. August im Alter von 77 Jahren in seinem Haus. Der Regenbogen wird weiterhin die Wer...
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