»Ich schäme mich für Angela Merkel«

8000 vor allem junge Leute kamen zur Bündnis-Demonstration in Dresden

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.

Zu einer Friedensdemonstration am Samstag in Dresden sind erneut 8000 Menschen gekommen. Aufgerufen hatten die Landes-PDS und das Dresdner Friedensbündnis.

Die Hälfte der Teilnehmer waren Schüler, die bereits vergangene Woche eine Demo mit 10000 Teilnehmern veranstaltet hatten. Der Protest gegen den Krieg in Irak vereinte unmittelbar im Anschluss auch die Reggae-Szene der Region. Unter dem Titel »Sounds of Freedom« zogen mehr als ein Dutzend DJs mit einem Wagenkonvoi durch die Stadt. Ihre Veranstaltung endete mit einem Konzert in der Dresdner Neustadt. Den Kriegsgegnern vor der Semperoper, von denen viele blaue Luftballons mit dem Friedenstauben-Symbol trugen, sagte PDS-Landeschefin Cornelia Ernst, man werde »wiederkommen, bis endlich Ruhe ist im Irak und keine Bomben mehr fallen«. Der Juso-Landeschef Martin Dulig erhielt Beifall für seine Aussage, er sei »froh über die rot-grüne Bundesregierung, die ihren Friedenskurs gehalten hat«. Er mahnte aber gleichzeitig, die deutschen Besatzungen aus den AWACS-Flugzeugen abzuziehen, sobald die Türkei Kriegspartei werde: »Die Regierung hat dazu nicht mehr viel Zeit.« Mit dem DGB-Kreisvorsitzenden Rolf Neher sprach erstmals auch ein CDU-Mitglied auf einer Dresdner Antikriegs-Demonstration. Angesichts der Unterstützung der CDU-Bundesvorsitzenden für den Kurs der US-Regierung und ihrer ausweichenden Antworten auf die direkte Frage, ob sie den Krieg befürworte, sagte Neher, der seit 20 Jahren Parteimitglied ist: »Ich schäme mich für Angela Merkel.« Die Bürger hätten ein Recht zu wissen, wo die politische Führung steht: »Alles andere ist feige.« Auch Dresdner Künstler beteiligen sich an den Antikriegs-Protesten. Anlass bietet etwa eine Adaption von Thomas Manns »Zauberberg« am Staatsschauspiel. Unter Anspielung auf den zu Romanschluss bevorstehenden Krieg sagte Hauptdarsteller Philip Lux, der »schlimmste Donnerschlag im Orient« müsse verhindert werden. Intendant Holk Freytag erinnerte daran, dass die derzeitigen Proteste in bester Tradition der amerikanischen Bürgerrechte stünden und sich nicht gegen das Land als Ganzes richteten - im Gegensatz zur Politik...

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