»Gubor« nur noch ein Markenname

Callebaut-Gruppe schließt im Schwarzwald zwei Werke und entlässt 270 Arbeiter

  • Martin Höxtermann
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Zu den Marktführern in Sachen Edelschokolade gehört die Marke »Gubor«, deren süße Produkte auch dieses Jahr in kaum einem Osternest fehlten. Die 270 Beschäftigten in Müllheim und Münstertal hatten jedoch wenig Grund zu österlicher Freude. Denn seit kurzem steht fest, dass die badischen Betriebe geschlossen werden. Bis auf 30 Vertriebsmitarbeiter wird die gesamte Belegschaft entlassen.

Die Gubor-Werke mit Firmensitz im Schwarzwald haben eine wechselvolle Firmengeschichte hinter sich. Gehörten sie zunächst dem Keksproduzenten Bahlsen, wanderten sie über die US-amerikanische Hershey-Gruppe zum finnischen Huhtamäki-Konzern und von dort zum Schokoladenhersteller Stollwerk. Dieser wiederum wurde im vergangenen Jahr von der Barry-Callebaut-Gruppe übernommen, die 1996 aus der Vereinigung eines belgischen und eines französischen Konzerns entstanden ist. Der Global Player mit 21 Standorten in Europa, Asien, Amerika und Afrika ist der zweitgrößte Hersteller von Schokoladenkuvertüren und eines der weltweit größten kakaoverarbeitenden Unternehmen. »Ziel des Konzerns ist es, möglichst wenig Personal an möglich wenig Standorten zu konzentrieren, um maximale Gewinne zu erzielen«, sagt Wolf Rosskamp, Vorsitzender des DGB-Ortsverbands Müllheim. Ohne finanzielle Not würden zwei deutsche Standorte geschlossen, weil sie nicht genügend Rendite abwerfen. Beleg hierfür sei, dass Teile der angeblich veralteten Maschinen aus Müllheim in andere Werke des Konzerns verfrachtet werden, wo sie auch künftig Schokoladenprodukte der Marke »Gubor« herstellen sollen. »Die Menschen werden entlassen, der Markenname bleibt«, so Rosskamp. Erfahren habe die Belegschaft von dem Schließungsbeschluss Ende Januar aus der Tageszeitung. »Wir waren alle sehr überrascht und haben erst allmählich begriffen, wie ernst die Lage ist«, berichtet Gubor-Betriebsrätin Luisa Angelini gegenüber ND. Erst im März seien Arbeitskampfmaßnahmen angelaufen: Warnstreiks, Unterschriftenaktionen, Demonstrationen. Zuletzt am Hauptsitz von Gubor in Müllheim. Genutzt hat es nichts. »Die Entscheidung ist unumstößlich, wir hatten gegen den Schokoladenkonzern wenig Chancen, Gehör zu finden«, sagt Angelini. Denn nicht Arbeitsplätze und menschliche Schicksale seien für die Konzernmanager von Belang, sondern allein der Profit. Die Globalisierung habe den Schwarzwald erreicht - mit all ihren bitteren Konsequenzen. Einziger Erfolg der monatelangen Proteste: eine Abfindung für jeden Beschäftigten von durchschnittlich 1,17 Monatsgehälter pro Jahr Betriebeszugehörigkeit. Ursprünglich hatte der Konzern nur ein halbes Monatsgehalt zahlen wollen. Eine geforderte Beschäftigungsgesellschaft für die Belegschaft wird jedoch nicht eingerichtet. »Nach dem ganzen Hickhack der letzten Zeit waren die Gubor-Beschäftigen einfach kampfesmüde und haben resigniert«, sagte Rosskamp. Dazu kam, dass auch die Unterstützung vor Ort nicht sonderlich groß war. So hatte der Müllheimer Bürgermeister Hanspeter Sänger (CDU) auf der letzten Demonstration dazu aufgerufen, sich mit der Schließung abzufinden und stattdessen für einen »guten Sozialplan« zu kämpfen. Auch Gewerkschaftsfahnen waren keine zu sehen. Da nur 20Prozent der Gubor-Belegschaft gewerkschaftlich organisiert ist, hatte sich die örtliche Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ...

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