Das Fußball-Idol Georghe Hagi als Hotellier

Keine abgewirtschafteten Häuser mehr / Viel Neues ist hier entstanden / Familienfreundliche Strände

Willkommen im Preisparadies!« begrüßt Margo Renka, die Reiseleiterin an der rumänischen Schwarzmeerküste, ihre Gäste im Flughafen von Constanza. Bier für sagenhafte 75 Cent, das Kilo Kirschen für 50 Cent, die üppigste Pizza für drei Euro, die Flasche Wein für vier Euro. Damit liegen die Nebenkosten sogar unter denen im benachbarten Preisparadies Bulgarien, dessen Erfolg bei jungen Familien Rumänien noch überbieten möchte. Solchen Hoffnungen steht momentan noch der schlechte Ruf der rumänischen Schwarzmeerküste entgegen. Vor zehn Jahren zogen sich die meisten deutschen Reiseveranstalter zurück, weil das Angebot nicht mehr den gestiegenen Anforderungen entsprach. Seither steht die Küste um Constanza in dem Ruf, ihren Gästen abgewirtschaftete Hotels, einfallslose Kapusta-Küche, miesen Service und öde Langeweile zuzumuten. Davon stimmt heute so gut wie nichts mehr. So schnell wie Blumen im Tropenklima sind überall Restaurants, Kneipen und Läden aus dem Boden geschossen. Sogar im Nobel-Restaurant »Ambasador« am Neptun-Strand speist heute Familie Jedermann preiswert: Pfeffersteak und eine Flasche Wein für etwa 18 Euro. In Mamaia geht im Juni ein moderner »Aquapark« an den Start und eine Seilbahn, die den Park mit dem Casino verbindet. Die neue Strandpromenade ist fertig - mit neuen Bänken, Edelpflaster, einem Fontänenspiel und vielen privaten Obstständen, denen die reprivatisierten Bauern der Umgebung Pfirsiche, Aprikosen und Kirschen zuliefern. Reichlich Polizei hat lästige Strandhändler und Bettler vertrieben. Die von früher bekannten zerlumpten Straßenkinder sind angeblich in modernen Heimen untergebracht. »In Mamaia lebt man heute sicherer als in Mitteleuropa«, behauptet ein hiesiger Polizist stolz und verweist auf die generell strengeren Kontrollen in Mamaia und anderen rumänischen Tourismuszentren. Die einstigen Sommerfrischen mit schlichtem Balkan-Flair wurden und werden geradezu hektisch vom Lisol-Charme befreit. Über 90 Prozent der Hotels sind bereits privatisiert, etwa 70 Prozent schon renoviert. Etliche Hotels wurden von Gesellschaften übernommen, die das Personal mit Bankkrediten und teils mit EU-Finanzhilfen gegründet hat. Auffällig viele Hotels sind üppig mit Kunst geschmückt, die Gäste auch kaufen können. Letztes Jahr wurden in Rumänien 62 neue Hotels gebaut, darunter in Mamaia die beiden ersten Häuser mit fünf Sternen. Die Neubauten haben nichts mehr mit der spartanischen Einheitsarchitektur von ehedem gemein. Fußball-Idol Gheorghe Hagi steckte seine Millionen in das neue »Iaki-Hotel« - mit einem Fußballplatz und auch sonst allem, was Sportler erfreut. Wie der Himmel in der Dämmerung allmählich im Meer zerfließt, lässt sich nirgends stilvoller erleben als auf der Terrasse des Hotels »Rex«. Im vergangenen Jahr brachte es Rumänien auf eine Million ausländische Gäste, darunter 358000 Deutsche, die meisten davon Autotouristen auf Verwandtenbesuch. Die Badeorte um Constanza hatten 780000 Gäste, hauptsächlich Rumänen, aber auch 15700 deutsche Pauschalurlauber. In spätestens fünf Jahren will die Küste auf 50000 deutsche Gäste kommen. Auch mit der Langeweile ist es vorbei. Ausflüge locken zu einer »Bauern-Hochzeit« mit viel Pflaumenschnaps (31 Euro), in die Karpaten (zwei Tage für 176 Euro), zu Draculas Schloss oder in die Walachei. Der beliebteste Ausflug geht von der Hafenstadt Tulcea an Bord der »Fregata« ins Donau-Delta (67 Euro). Immer wenn die »Fregata« an eine Biegung tuckert, starten ganze Geschwader von Vögeln aus dem Schilf. »Kormoran, Ibis, Pelikan, Graureiher, über 300 Vogelarten«, weiß Dan Nicolina, der Fremdenführer...

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