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  • Brandenburg
  • Leichtathletik: Wolfgang Schmidt sorgt für Mißstimmung unter den Diskusrecken

Nur eine Dopingkontrolle und Startverzicht im Finale

  • Martin Klot
  • Lesedauer: 2 Min.

Jürgen Schult entrutschte ein kaum druckreifes Wort, als das Gespräch auf Wolfgang Schmidt kam. Letzterer hatte auf einen Start im Finale der Deutschen Meisterschaften in München verzichtet, nachdem er sich mit gut 59 Metern geradeso durch die Qualifikation gemogelt hatte. „Ich habe Probleme mit der Bandscheibe“, begründete der für Kickers Stuttgart startende seine Entscheidung auf einer von ihm gewünschten Pressekonferenz.

Dort schlug er moderatere Töne an als gemeinhin von ihm gewohnt. „Ich habe in Salinas und in San Jose zweimal die Norm überboten und bin Dritter in der Bestenliste. Ein Vierter hat die Olympianorm noch nicht geworfen, aber sollte das heute passieren, hat er natür-

lich das Recht, nach Barcelona zu fahren. Die Entscheidung liegt nun allein beim DLV “ Schau einer an. Der Verband jedoch wollte sich am Abschlußtag der Titelkämpfe noch nicht festlegen, ob Schmidt neben Meister Lars Riedel und Vizemeister Jürgen Schult bei Olympia am Start sein wird. „Wir warten die Vorschläge der Trainer ab“, gab sich Sportwart Prof. Manfred Steinbach bedeckt. Wesentlich deutlicher wurden da Riedel, Schult und der 84er Olympiasieger Rolf Danneberg. Schult sagte: „Die Kriterien standen vorher eindeutig fest, schon seit Anfang des Jahres. Lars und ich haben bei den drei Qualifikationswettkämpfen jeweils die Norm geworfen. Wir sind dafür, daß nur der fährt, der sich an

die DLV-Festlegungen gehalten hat.“

Noch frisch sind die Erinnerungen an die letzte Meisterschaft in Hannover, wo der Ex-Berliner Schmidt den Titel gewann, und danach, den Triumph auskostend, harte Verbalattacken gegen Schult ritt. Daran hat sich inzwischen vieles geändert. „Es ist keine Sache Schmidt -Schult mehr, sondern eine Sache Schmidt - Diskus“, erzählte der Olympiasieger von 1988 und erntete dafür zustimmendes Kopfnicken von Weltmeister Riedel und Danneberg. Schmidt hat es verstanden, auch die anderen Diskusrecken gegen sich aufzubringen.

Dazu mag auch beigetragen haben, daß Wolfgang Schmidt sich

absondernd fast ausschließlich in den USA trainiert hat und sich nicht dem Kampf Mann gegen Mann in der Sportarena stellte, sondern vielmehr gegen schwächere Konkurrenz antrat. Zudem hat er sich dort auch weitestgehend den von den anderen vehement eingeforderten Dopingkontrollen entzogen. „Einmal wurde ich überraschend in Seattle am 10. April kontrolliert. Bei den Wettkämpfen wurde auch kontrolliert, aber ich wurde nicht ausgelost“, bestätigte Schmidt nach verdächtig langem Zögern.

Man stelle sich vor, eine solche Aussage wäre von einer Neubrandenburger Sprinterin gekommen...

MARTIN KLOTH

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