Trauerarbeit via Internet

Das Netzwerk Verwaiste Eltern will den Geschwistern verstorbener Kinder helfen

  • Michael Klarmann
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Das Internet könnte Kindern und Jugendlichen, deren Geschwister gestorben sind, neben der klassischen Selbsthilfegruppe weitere Hilfe anbieten, meint die Vorsitzende des Netzwerks Verwaiste Eltern, Gabriele Knöll. Ihr Verein will von geschulten Kräften moderierte Internet-Foren einrichten. Ebenso wie Eltern, deren Kind durch Mord, Krankheit oder Unfall verstorben ist, benötigen auch die Geschwister Hilfe in Traumazentren.
Die Betroffenen haben nicht nur einen Bruder oder eine Schwester verloren, sondern auch »ein ganzes Stück ihrer Eltern«. Oft sind sie »in ihrer eigenen Trauer völlig gefangen und mit ihrem eigenen Überleben beschäftigt.« Sie sähen die Nöte der Kinder nicht oder ihnen fehle die Kraft, zu helfen. Kinder drohten sich zurückzuziehen und wollten »ihre Eltern nicht zusätzlich belasten«. Verschiedene Arten der Trauer führten zu gegenseitigen Vorwürfen, »etwa wenn eine Mutter einer Jugendlichen nachsagt, lieber in die Disco zu gehen als an das Grab des Bruders.« Die 53-jährige Psychotherapeutin aus Reppenstedt bei Lüneburg sagt, Jugendliche nutzten das Internet verstärkt, um sich auszutauschen. Sie knüpfen private Kontakte per E-Mail und nutzen spezielle virtuelle Diskussionsforen. Denn trauerten Erwachsene »relativ konstant«, könnten »Jugendliche und Kinder plötzlich total glücklich« sein, so die Psychotherapeutin Knöll. Das erwecke den Eindruck, der Tod eines Geschwisterkindes sei verarbeitet. »Wenn es allen Betroffenen gerade gut geht und sie gar keine Lust haben, sich mit ihrer Trauer auseinander zu setzen,« machten etwa Treffen von Selbsthilfegruppen kaum therapeutischen Sinn. Andererseits käme es zu schweren Gefühlsschwankungen, dann trauerten Kinder und Jugendliche »genauso intensiv, wie sie vorher gut drauf waren.« Wegen seiner ständigen Verfügbarkeit sei das Internet daher eine gute Ergänzung zu herkömmlichen Therapieformen. Ersetzen könne es diese nicht.
Die Broschüre »Wie Kinder trauern« bietet praktische Vorschläge für einen kindgerechten Umgang mit schweren Verlusten. Zu bestellen für 2,20 Euro (1 bis 9 Stück); 1,60 Euro (10-49 St.) und 1,10 (50 St.) über: vertrieb@diakonie.de oder Vertrieb des Diakonischen Werkes der EKD, Karlsruher Str. 11, 70771 Leinfelden-Echterdin...

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