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  • Brandenburg
  • Trotz großer Probleme ein Riesenereignis mit mehr als 500 Teilnehmern und vielen Helfern

Leipzig wäre ohne diesen Triathlon sportlich ärmer

  • Lesedauer: 3 Min.

Auch zwei Stunden nach dem spannenden Verlauf des 9. Leipziger Triathlons am Sonntag hatte Cheforganisator Dr. Wilfried Ehrler noch nicht die richtige Ruhe, um ein Resümee zu ziehen. Aber was sollte er auch sagen? Immer wieder kamen Sportler zu ihm: „Danke, Willi, und bis zum nächsten Jahr.“ Ja, dieser 9. Leipziger Triathlon - zweigeteilt in den zweiten Lauf der „Super-Sprintserie“ um den Deutschlandcup und einen Jedermann-Triathlon - war ein Riesenereignis. Trotz der drückenden Sommerhitze waren über 500 Teilnehmer gekommen. Buchstäblich bis zur letzten Minute vor dem Start hatten die Helfer am Sonntagmorgen alle Hände voll zu tun, um die Nachmeldungen in die Listen aufzunehmen.

„Wir sind hochzufrieden“, sagte dann auch Dr. Ehrler. „Mit so einem Andrang hatten wir überhaupt nicht gerechnet, nachdem in den letzten Jahren die Teilnehmer-

zahl zurückgegangen war und auch diesmal in der Vorbereitung die Meldungen nur sehr zögerlich eingingen. Jetzt können wir sagen, daß der Leipziger Triathlon aus dem Gröbsten raus ist.“

Leicht war es für die Freunde dieser geliebten und gefürchteten Sportart in Leipzig nie, weder zu DDR-Zeiten noch heute. Der erste große Wettkampf 1984 mußten als „Ausdauerdreikampf“ getarnt werden, um nicht endgültig bei den Sportbürokraten in Mißgunst zu fallen. Denen war nämlich der gro-ße Zuspruch, dessen sich der Triathlon binnen kurzer Zeit auch hierzulande erfreute, ein Dorn im Auge. „Es war immer ein Balanceakt zwischen Bestehen und Untergehen“, erklärt Dr. Ehrler.

Heute brauchen die Sportler natürlich keinen politischen Widerstand mehr zu brechen. Dafür gibt es andere Schwierigkeiten. Die Ansprüche an die Organisation und an die Strecke sind größer geworden. Wenn die Spitzenklasse an den Start geht, soll schließlich alles reibungslos laufen. Aber die Strecke machte den Organisatoren vom Leipziger Triathlonverein e.V. im Vorfeld einige Kopfzerbrechen. Manche Straße rund um den Kulkwitzer See war eine einzige Schlaglochpiste. Weder die Stadt noch das Straßenbauamt zeigten Entgegenkommen. Roland Mikosch, ein Triathlonenthusiast, der von diesen Problemen hörte, sprang kurzfristig in die Bresche. Er stellte seinen

kleinen Baubetrieb am Freitag ganz in den Dienst des Leipziger Ereignisses, besorgte zwei Kubikmeter Beton und stopfte so wenigstens die größten Löcher. Außerdem stellte er die Start- und Zieleinrichtungen auf.

Spontane Hilfe gab es auch am Wettkampftag. Gartenfreunde sorgten mit frischem Brunnenwasser für Erfrischung. Egal, ob im Schwamm oder gleich als Dusche aus dem Eimer, die Sportler nahmen es dankbar entgegen.

Wilfried Ehrler verspricht schon jetzt, daß zum 10. Jubiläum am letzten Juni-Wochenende 1993 einiges auf die Beine gestellt wird. Vielleicht kommt dann Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube auch nicht erst zur Siegerehrung wie diesmal und läßt sich in der Vorbereitung nicht allzu lange um Unterstützung bitten. Jedenfalls müßte er jetzt wissen, daß Leipzig ohne diesen Triathlon sportlich ärmer wäre. SVEN GEISLER

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