Mecklenburger Dorf - eine »Legende« kehrt zurück

Freiluftgaststätte wird heute wieder eröffnet / Eigentümer Bayerische Hausbau GmbH verpachtet vorerst Grundstück

  • Matthias Koch
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.
Anlässlich der X. Weltfestspiele 1973 wurde in Köpenick die Freiluftgaststätte »Mecklenburger Dorf« errichtet. Das rund 6500 Quadratmeter große Gelände an der Alten Spree zwischen Bahnhofstraße und Alt-Köpenick entwickelte sich schnell zum beliebten Ausflugsziel und Vergnügungsort. Mehrere Imbissbuden und eine Bühne rund um die nachgebaute Windmühle übten bis 1991 auf Jung und Alt große Anziehungskraft aus. Auch auf den Autor, der als Dreikäsehoch an der Losbude statt des erhofften Spielzeugautos »nur« eine Schreibmaschine gewann. 40 Jahre nach der Eröffnung heißt das Areal am Generalshof 1 zwar im Volksmund noch immer »Mecklenburger Dorf«, doch über den damaligen Trubel war bis vor gut einer Woche im wahrsten Sinne des Wortes Gras gewachsen. Hinter einem Bauzaun türmten sich mannshoch Gestrüpp, Unkraut und Reste der 2001 von Baggern endgültig beseitigten Gaststätte. Ein riesiges Schild gaukelte immerhin die Aussicht auf das Wohnen am Generalshof vor. 110 Zwei- bis Fünfraumwohnungen, 96 Tiefgaragenplätze, ein Restaurant und zwei Büroeinheiten mit je 200 Quadratmetern Nutzfläche sollten hier entstehen. Doch das schon von Pflanzenwuchs bedeckte Bauschild und vor allem der Hinweis »Fertigstellung II. Halbjahr 2002« ließen Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Bauvorhabens aufkommen. Doch inzwischen spielte sich ein kleines Wunder ab. Der »Täter« heißt Uwe Stamer. Der 38-jährige Inhaber des U21 Fanshops und der U21 Sportsbar in Köpenick hat das Areal gepachtet und ließ Bauzaun, Gestrüpp und Müll binnen weniger Tage entfernen. Der gelernte Kellner, der seine Lehre im Palast der Republik absolvierte, will schon heute ab 17 Uhr die Freiluftgaststätte wieder eröffnen. »Vor 18 Jahren habe ich hier selbst noch Getränke verkauft. Diese Art der Gastronomie mit einer Vielfalt von Ständen hat mich schon immer fasziniert. Die Bayerische Hausbau bot zudem eine moderate Pacht an«, erklärt Stamer. Der Köpenicker setzt die Tradition der Freiluftgaststätte fort. Nach und nach soll der dörfliche Charakter - inklusive Windmühle und kleinem Rundumzaun - auf Rindermulchwegen wieder entstehen. Beinahe selbstverständlich wird auch der alte Name Mecklenburger Dorf übernommen. Laut Uwe Stamer soll das neue »Mecki« rund 300 Menschen Platz bieten. Vorerst hat er Pächter für elf Stände rekrutiert. Neben Getränken und Grillfleisch dürfen sich die Besucher zudem an Backwaren und Fischspezialitäten laben. »Wir wollen jeden Tag öffnen und zivile Preise anbieten«, verspricht der Pächter, der seine Freiluftgaststätte auf keinen Fall mit einem Biergarten verwechselt haben will. Mit der zeitlich befristeten und baulich eingeschränkten Wiedergeburt des Mecklenburger Dorfes kehrt eine Legende zurück, mit der viele Berliner schöne Erinnerungen verbinden. Zudem dürften auch der Stadtbezirk Treptow-Köpenick und der Eigentümer Bayerische Hausbau drei Kreuze machen. »Seit 28. November 2002 war eine Baugenehmigung erteilt. Eigentlich haben wir drauf gewartet, dass gebaut wird. Mit der Zwischennutzung können wir uns anfreunden. Endlich verschwindet dieser Schandfleck. Größere Gebäude dürfen aber nur nach Bebauungsplan errichtet werden«, erklärt Klaus-Dieter Hoogen, Amtsleiter für Stadtplanung und Vermessung in Treptow-Köpenick. Der Bayerischen Hausbau GmbH kommt die Verpachtung ihres Grundstücks ebenfalls entgegen. »In den Jahren 2003 und 2004 werden wir auf keinen Fall bauen lassen. Die Wohnungssituation in Berlin lässt das derzeit nicht zu. Der Verkauf stagniert. Durch die Zwischennutzung wird das Gelände in Ordnung gebracht und wir müssen nicht jede Woche kontrollieren, ob der Zaun noch steht. Zudem erzielen wir geringe Einnahmen«, erläutert Ulrich Pietzsch, Leiter der Berliner Niederlassung, die Vorteile. Die Bayerische Hausbau hatte das Grundstück Ende der 90er Jahre von einer Erbengemeinschaft erworben. Im Jahr 2000 war der Entwurf der Architekten Kny und Weber fertig. Doch vom Antrag der Baugenehmigung bis zur tatsächlichen Erteilung vergingen wegen des Ankaufs eines zusätzlichen Grundstücks für eine Feuerwehrzufahrt schlappe zwei Jahre. Schlecht für das Bauvorhaben, gut für die Rückkehr des Mecklenburger Dorfes. Übrigens: Die Bayerische Hausbau kann sich inzwis...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.