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18. Titelverteidigung gegen »Stinker«
Sven Ottkes siebenter Auftritt in Magdeburg / Der Doppel-Weltmeister heute in der Bördelandhalle gegen den Briten David Starie
Das alles klingt ein wenig paradox: Sven Ottkes Auftritt am Sonnabendabend in Magdeburg ist in gewisser Weise sein erster und womöglich in der Börde sein letzter.
Natürlich boxt der gebürtige Berliner Profi nicht zum ersten Mal in der mit 7000 Fans erneut ausverkauften Bördelandhalle. Sechs Mal schon hatte er hier fast durchweg glanzvolle Auftritte als IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht. Aber es ist hier tatsächlich sein erster Auftritt, nämlich als Doppel-Weltmeister der Weltverbände IBF und WBA. Am 15. März hatte er in Berlin Byron Mitchell entthront und dem Amerikaner den Weltmeistergürtel der WBA abgenommen.
Für Ottke, der vor genau elf Tagen seinen 36. Geburtstag beging, dürfte der siebente Auftritt in Magdeburg aber womöglich der letzte in der Börde sein. Denn im Februar 2004 läuft Ottkes Millionen-Vertrag mit dem Kölner Wilfried-Sauerland-Boxstall aus. Es wird viel darüber spekuliert, ob der beste Supermittelgewichtler der Welt den Vertrag noch einmal verlängert oder seine Karriere beendet. Irgendwie hofft der Champion wohl immer noch auf ein lukratives Angebot aus den USA. Ansonsten dürfte der gelernte Industriekaufmann vermutlich bestenfalls noch zwei oder drei Kämpfe bestreiten.
Gegner in Magdeburg ist der Brite David Starie. Der ist nicht erste Wahl. »Es hat dieses Mal etwas länger gedauert, bis wir den Gegner von Ottke unter Vertrag hatten«, schilderte Manager Wilfried Sauerland die Situation. Ursprünglich war geplant, dass Ottke gegen den offiziellen Herausforderer Antwun Echols antreten sollte. Echols ist die Nr. 1 bei IBF und WBA. Doch zog er Echols vor, lieber gegen den Australier Anthony Mundine, den Ottke vor zwei Jahren K..o. geschlagen hat, zu boxen. Auch der starke Däne Mads Larsen (Ranglisten-3. bei IBF und 4. bei WBA) war als Herausforderer im Gespräch. »Doch konnte mit seinem Management keine Einigung erzielt werden«, sagt Sauerland. Gleiches gilt für den Australier Danny Green (10. bei IBF), der mit dem Hinweis auf den Kampf Anfang Juni gegen seinen Landsmann Jason Delisle ablehnte. »Eigentlich unverständlich«, meint Sauerland, »denn immerhin geht es in Magdeburg gleich um zwei WM-Titel.«
Der Verpflichtungs-Marathon verdeutlicht aber nur: Es wird immer schwieriger, für den in 30 Profikämpfen samt und sonders ungeschlagenen Weltklasseboxer Sven Ottke einen einigermaßen respektablen Gegner zu finden. Ottke ist offenbar ein Opfer seiner Erfolge. Wer die Rangliste rauf und runter boxt und alles schlägt, für den wird es irgendwann problematisch. Von den in der Weltrangliste unter den ersten 15 platzierten Profis hatte Ottke die meisten schon vor den Fäusten - und bezwungen. Nach seinem WM-Titelgewinn nach IBF-Version im Oktober 1998 in Düsseldorf gegen Charles Brewer (USA) stieg er 17 Mal als Champion in den Ring und verließ ihn 17 Mal als Sieger. Nunmehr steht die 18. WM-Titelverteidigung an.
Manager Sauerland ist natürlich eifrig bemüht, Ottkes Gegner nicht etwa als »Aushilfsgegner« dastehen zu lassen und verweist darauf: »David Starie wird in der WBA-Rangliste immerhin als Nummer drei geführt. Er ist ein starker Mann, der nicht einfach zu boxen ist. Die Profis nennen so einen Boxer "einen Stinker".« Der 29-Jährige, der in Bury St. Edmunds in Großbritannien lebt, gab 1994 sein Profidebüt, bestritt seitdem 34 Kämpfe, von denen er 31 gewann (davon 24 durch K.o.). Der 1,83 m große Brite überragt zumindest in diesem Punkt den Champion. Der misst nämlich »nur« 1,78 m.
Ottkes Trainer Ulli Wegner beschreibt die »Stinker«-Qualitäten des britischen Herausforderer so: »Er zerstört eher einen Kampf, als dass er ihn vorantreibt. Er klammert, hält und schiebt, dass man Mühe hat, sich vorteilhaft in Position zu bringen. Starie kämpft ziemlich unorthodox.«
Dennoch wird der »Stinker« David Starie nicht gerade derjenige sein, der den Champion in die Schranken weist. Und wenns so kommt, wie man es vermuten muss, dann werden vom Sauerland-Management natürlich wieder die Hoffnungen in alle Himmelsrichtungen verbreitet, dass Ottke auch im nächsten Jahr weiter boxt. Zudem ist es bei ihm wie mit dem Wein: Je älter desto besser. Und im Intensivtraining vor seinen jährlichen vier Kämpfen sieht Ottke dem Vernehmen nach selbst im fortgeschrittenen Boxer-Alter »noch immer einen Lustgewinn«. Lediglich bei einer Niederlage würde er sofort auszusteigen. »Aber noch macht es mir Spaß«, wiederholt er bei seinen Statements fast schon stereotyp und nährt damit wildeste Spekulationen, dass d...
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