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  • Brandenburg
  • „Sputnik Südstern“: Länger, lauter, schwuler - „Spartacus“

Meisterwerk und Materialschlacht

  • Lesedauer: 3 Min.

Antonius und Crassus im Bad: Schnecken und Austern, Moral und Appetit Foto: Repro

„Spartacus“ ist pures Kino. Das Lichtspiel wird als Ereignis celebriert. Der Vorhang bleibt geschlossen, symphonische Klänge bereiten das Spektakel vor. Der Gong ertönt, der Blick auf die Leinwand freigegeben. Das 700 mm Breitwand-Format läßt dem Zuschauer kein Entkommen. Ein Erzähler führt in die Geschichte von Spartacus, dem Anführer, der ersten gro-ßen revolutionären Freiheitsbewegung.

Der Monumentalfilm „Spartacus“ wurde im Oktober 1960 uraufgeführt, mit zwölf Millionen Dollar war es bis dahin die teuerste Produktion, die in Hollywood entstand. Die Dreharbeiten zu diesem Meisterwerk wurden zu einer Materialschlacht sondergleichen: Mehr als 2 500 Beschäftigte der Produktionsfirma Universal investierten 250 000 Arbeitsstunden in die Dekoration, Kostüme, Begrünung, Banner und Paläste, um ein imperiales Rom zu errichten. Für die Schlachtszenen stellten Museen und Kostümverleihe in Italien 5 000 Uniformen zur Verfügung, Soldaten der spanischen Armee wurden in römische Legionäre verwandelt. Die Gladiatorenschule wurde anhand von 2000 Jahre alten Entwürfen in Hollywood rekonstruiert. Die 187 Stuntmen wurden in den Kampfritualen der Gladiatoren „Kampf bis in den Tod“ unterrichtet. Das Mammutwerk „Spartacus“ beschäftigte während der 167 Drehtage insgesamt um die 10 500 Menschen.

Anläßlich ihres 75. Geburtstages ließ Universal Pictures, Stanley Kubricks Sklavenepos nun restaurieren, und auch die Wiederherstellungsarbeiten in Höhe von einer Million Dollar dürften in die Filmgeschichte eingehen. Von den Szenen, die darhals der Schere zum Opfer fielen, waren lediglich die Bildnegative vorhanden, die Tonspur fehlte jedoch, d. h. Szenen mußten teilweise neu vertont werden. Laurence Oliviers Part wurde von dem Kannibalen mit den guten Manieren, Anthony Hopkins, nachsynchronisiert, Tony Curtis Stimme hört man das Alter an, bei Jean Simmons, Kirk Douglas und Peter Ustinov merkt man kaum einen Unterschied, auch die Töne der Schlachtszenen mußten neu gemischt werden.

„Länger, lauter und schwuler“, verspricht die restaurierte Fassung von Spartacus zu sein. Den Zensoren waren damals einige Schlachtszenen einfach zu derb, z. B. wenn Spartacus mit einem Schwerthieb einem römischen Legionär den Arm abtrennt und das Blut in die Kamera spritzt. Die berühmt-berüchtigte Austern- und Schneckenszene erlangte, obwohl nie gezeigt, Weltruhm. Zu sphärischen Klängen nehmen Crassus/Olivier und sein Sklave Antonius/Curtis ein heißes Bad. Crassus fragt Antonius,, ob er denn Austern oder Schnecken bevorzugen würde, und meint damit eigentlich das weibliche bzw. männliche Geschlecht, denn Crassus liebt beides. „Aber Appetit ist nicht eine Sache der Moral, nicht wahr Antonius.“

Das Wiedersehen mit „Spartacus“ ist jedoch nicht nur wegen der bisher nie gezeigten Szene lohnenswert, die Finale-Schlacht an den Hängen des Appenin, wenn die römische Armee sich mit Speer- und Schildgeklapper in der Totalen am Horizont formiert, muß man auf der großen Leinwand gesehen haben, um zu wissen, was Kino sein kann. ANKE LEWEKE

Das Werk, das in Hollywoods „Schwarze Listen“-Zeiten entstand und kämpferischen Trotz ausstrahlt, ist auch im „Filmpalast“ zu sehen.

12.15 Uhr). Die Hand an der Wiege (18, 20.30, 22.45 Uhr)

Fr-Mi: Peter Pan (13.45, 15:30, So a. 10,

12 Uhr). Batmans Rückkehr (17.15,

20.30, 22.45 Uhr)

Passage 5 :

Fr-Mi: Wayne's World (14.30, 16.30,

18.45, 21, 23, So a. 10.30 Uhr)

Fr-Mi: Christopher Columbus (14.30,17. 19.30, 22 Uhr) Colosseum 2 - Hof Kino : Fr-Mi: Basic Instinct (16.30,19,21.30) Filmtheater am Friedrichshain : Fr-Mi: Spartacus (17 Uhr). Die Liebenden von Pont-Neuf (20.30, Fr/Sa, Mi'a. 22.30 Uhr)

Sa/So, Mi: Peter Pan (15.30 Uhr) Odyssee :

Fr-Mi: Twin Peaks (17.15, 20.15, 23.15 Uhr)

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