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Strahlender Stechlin?
See durch kontaminierten Boden unterm KKW Rheinsberg gefährdet
Am vergangenen Freitag hat Brandenburgs Umweltminister Wolfgang Birthler (SPD) das derzeit im Rückbau befindliche Kernkraftwerk Rheinsberg im Naturschutzgebiet Stechlin besucht. Rheinsberg war das erste Kernkraftwerk der DDR und wurde 1990 abgeschaltet.
Der Rückbau des KKW, welches 1966 seinen Betrieb zwischen dem Nehmitz- und Stechlinsee aufnahm, wird nach Aussagen des Ministers nun erst 2011 abgeschlossen. Frühere Planungen sahen das für 2008 oder 2009 vor. Den Abriss führt der Eigner, die Energiewerke Nord (EWN) durch, die auch das KKW Lubmin bei Greifswald abreißt und dort das Zwischenlager Nord betreibt. Finanziert wird der mit 400 Millionen Euro veranschlagte Rückbau des Rheinsberger KKW durch den Bundeshaushalt.
Anlässlich seines Besuches sagte Birthler, durch den Rückbau der Anlage sei entsprechendes Know-how entstanden, das national und international Anerkennung findet. Birthler spielt damit auch darauf an, dass die EWN am Rückbau des Reaktors Jülich sowie der Sicherung ausrangierter Atom-U-Boote der russischen Flotte beteiligt ist. Dem gegenüber warnten Umweltverbände davor, den Rückbau der KKW überschwänglich als Erfolg zu bezeichnen, da dies die irrige Ansicht stütze, Atomkraft sei beherrsch- und rückbaubar. »Es ist fatal, wenn deutsche Politiker in Zeiten des noch immer nicht gesicherten Ausstiegs aus dieser Energieform verkündeten, es gäbe deutsche Technologien, die das weltweite Atommüllproblem lösen könnten«, betont dementsprechend Angelika Zahrnt, die Vorsitzende des BUND.
Das KKW Rheinsberg gilt seit der Wende als schwieriger Entsorgungsfall. Zu dessem Bau wurden die Wasserspiegel beider Seen ausgeglichen und miteinander durch zwei Kanäle verbunden. Dadurch konnte Kühlwasser aus dem Stechlin entnommen und in den Nehmitzsee geleitet werden, so dass eine Zirkulation stattfand. Lange Zeit wurde die damit zusammenhängende thermische Belastung der Seen und die Absenkung der Wasserstände im umliegenden Naturschutzgebiet Stechlin als unproblematisch eingestuft. Mitte der 90er Jahre erkannte man jedoch die dramatischen Auswirkungen des Wassermangels: Unter anderem wurde eine radioaktive Kontamination des Grundwassers unter dem Betriebsgelände festgestellt, in dessen Fließrichtung der Stechlin liegt. Die Seen des Gebietes haben einen direkten Grundwasseranschluss oder stellen gar nur so genannte unbedeckte Grundwasserkörper dar. Damit steht heute schon fest, dass der Stechlin in absehbaren Zeiträumen von einigen Jahrzehnten radioaktiv kontaminiert werden wird - gerade für den prosperierenden lokalen Tourismus eine Katastrophe. Der Zustrom der Kontamination kann nach Einschätzung von Experten durch technische Maßnahmen nicht mehr aufgehalten werden, eine Wiederanhebung der Seevolumina würde allerdings eine deutliche Verlangsamung dieses Zustromes bewirken.
Vor diesem Hintergrund sowie aufgrund des Trockenfallens der wertvollen Moore und Feuchtwälder in der Region begann das Birthler-Ministerium vor drei Jahren ein Projekt zur Anhebung der Seewasserstände, das überwiegend aus dem EU-Naturschutzfonds LIFE finanziert wird. Nach Meinung des Ministers ist »der Rückbau ohne Auswirkungen auf das Schutzgebiet«. Umweltverbände widersprechen dem jedoch. »Einerseits wird das Ziel des LIFE-Projektes, die Wasserstände bis 2005 anzuheben, durch Intervention der EWN nicht erfüllt«, so Katrin Kobus, Geschäftsführerin des Landesbüros der anerkannten Naturschutzverbände Potsdam. Andererseits sei durch den Castor-Transport aus dem KKW ins Zwischenlager Nord im Mai 2001 »das Brutgeschehen für Fischadler und Wanderfalke im Schutzgebiet massiv beeinträchtigt«. Nach Recherchen der Grünen Liga ging entlang der Bahntrasse vom KKW nach Rheinsberg ein Teil der dortigen Fischadler-Bruten verloren, ein Wanderfalke gab seinen Horst mitsamt Jungvögeln auf. Störend wirkten dabei nicht so sehr die Transportarbeiten selbst, sondern die 6000 Polizeibeamten, die im Mai 2001 vier Wochen lang die Transportroute sicherten - besonders natürlich deren im Wald liegende Abschnitte. Selbst wenn der Abtransport der Castoren unabdingbar sei: Warum musste er »ausgerechnet zur Brutzeit der geschützten Vögel« durchgeführt werden, fragt Norbert Wilke von der Grünen Liga Brandenburg in der Verbandszeitschrift »Libelle«.
Eine weitere Absicht Birthlers lehnen die Umweltverbände ab. Er hatte verlautet, die »Nachnutzungsmöglichkeiten des Geländes« zu prüfen. Dabei hat derselbe Minister in der Präambel der Schutzgebietsverordnung für das Stechlinseegebiet die ausdrückliche Aufnahme dieser Flächen in das Naturschutzgebiet nach dem Rückbau anvisiert. »Jede Nachnutzung konterkariert die Schutzbemühungen, weil sich das Gelände im Herzen des Gebietes befindet«, betont Kobus.Der Rückbau des KKW, welches 1966 seinen Betrieb zwischen dem Nehmitz- und Stechlinsee aufnahm, wird nach Aussagen des Ministers nun erst 2011 abgeschlossen. Frühere Planungen sahen das für 2008 oder 2009 vor. Den Abriss führt der Eigner, die Energiewerke Nord (EWN) durch, die auch das KKW Lubmin bei Greifswald abreißt und dort das Zwischenlager Nord betreibt. Finanziert wird der mit 400 Millionen Euro veranschlagte Rückbau des Rheinsberger KKW durch den Bundeshaushalt.
Anlässlich seines Besuches sagte Birthler, durch den Rückbau der Anlage sei entsprechendes Know-how entstanden, das national und international Anerkennung findet. Birthler spielt damit auch darauf an, dass die EWN am Rückbau des Reaktors Jülich sowie der Sicherung ausrangierter Atom-U-Boote der russischen Flotte beteiligt ist. Dem gegenüber warnten Umweltverbände davor, den Rückbau der KKW überschwänglich als Erfolg zu bezeichnen, da dies die irrige Ansicht stütze, Atomkraft sei beherrsch- und rückbaubar. »Es ist fatal, wenn deutsche Politiker in Zeiten des noch immer nicht gesicherten Ausstiegs aus dieser Energieform verkündeten, es gäbe deutsche Technologien, die das weltweite Atommüllproblem lösen könnten«, betont dementsprechend Angelika Zahrnt, die Vorsitzende des BUND.
Das KKW Rheinsberg gilt seit der Wende als schwieriger Entsorgungsfall. Zu dessem Bau wurden die Wasserspiegel beider Seen ausgeglichen und miteinander durch zwei Kanäle verbunden. Dadurch konnte Kühlwasser aus dem Stechlin entnommen und in den Nehmitzsee geleitet werden, so dass eine Zirkulation stattfand. Lange Zeit wurde die damit zusammenhängende thermische Belastung der Seen und die Absenkung der Wasserstände im umliegenden Naturschutzgebiet Stechlin als unproblematisch eingestuft. Mitte der 90er Jahre erkannte man jedoch die dramatischen Auswirkungen des Wassermangels: Unter anderem wurde eine radioaktive Kontamination des Grundwassers unter dem Betriebsgelände festgestellt, in dessen Fließrichtung der Stechlin liegt. Die Seen des Gebietes haben einen direkten Grundwasseranschluss oder stellen gar nur so genannte unbedeckte Grundwasserkörper dar. Damit steht heute schon fest, dass der Stechlin in absehbaren Zeiträumen von einigen Jahrzehnten radioaktiv kontaminiert werden wird - gerade für den prosperierenden lokalen Tourismus eine Katastrophe. Der Zustrom der Kontamination kann nach Einschätzung von Experten durch technische Maßnahmen nicht mehr aufgehalten werden, eine Wiederanhebung der Seevolumina würde allerdings eine deutliche Verlangsamung dieses Zustromes bewirken.
Vor diesem Hintergrund sowie aufgrund des Trockenfallens der wertvollen Moore und Feuchtwälder in der Region begann das Birthler-Ministerium vor drei Jahren ein Projekt zur Anhebung der Seewasserstände, das überwiegend aus dem EU-Naturschutzfonds LIFE finanziert wird. Nach Meinung des Ministers ist »der Rückbau ohne Auswirkungen auf das Schutzgebiet«. Umweltverbände widersprechen dem jedoch. »Einerseits wird das Ziel des LIFE-Projektes, die Wasserstände bis 2005 anzuheben, durch Intervention der EWN nicht erfüllt«, so Katrin Kobus, Geschäftsführerin des Landesbüros der anerkannten Naturschutzverbände Potsdam. Andererseits sei durch den Castor-Transport aus dem KKW ins Zwischenlager Nord im Mai 2001 »das Brutgeschehen für Fischadler und Wanderfalke im Schutzgebiet massiv beeinträchtigt«. Nach Recherchen der Grünen Liga ging entlang der Bahntrasse vom KKW nach Rheinsberg ein Teil der dortigen Fischadler-Bruten verloren, ein Wanderfalke gab seinen Horst mitsamt Jungvögeln auf. Störend wirkten dabei nicht so sehr die Transportarbeiten selbst, sondern die 6000 Polizeibeamten, die im Mai 2001 vier Wochen lang die Transportroute sicherten - besonders natürlich deren im Wald liegende Abschnitte. Selbst wenn der Abtransport der Castoren unabdingbar sei: Warum musste er »ausgerechnet zur Brutzeit der geschützten Vögel« durchgeführt werden, fragt Norbert Wilke von der Grünen Liga Brandenburg in der Verbandszeitschrift »Libelle«.
Eine weitere Absicht Birthlers lehnen die Umweltverbände ab. Er hatte verlautet, die »Nachnutzungsmöglichkeiten des Geländes« zu prüfen. Dabei hat derselbe Minister in der Präambel der Schutzgebietsverordnung für das Stechlinseegebiet die ausdrückliche Aufnahme dieser Flächen in das Naturschutzgebiet nach dem Rückbau anvisiert. »Jede Nachnutzung konterkariert die Schutzbemühungen, weil sich das Gelände im Herzen des Gebietes befindet«, betont Kobus.
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