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  • Sport
  • DAGMAR HASE, 40 Tage nach ihrem Sensations-Olympiasieg in Barcelona und der Anklage gegen den Schwimmverband

Lieber mittendrin als vornedran

  • WOLFGANG RICHTER
  • Lesedauer: 3 Min.

Schwimmverband jede Menge zu verändern ist. Ich war die einzige, die den Mund aufgemacht hat. Das hat einigen gar nicht gepaßt.“

Das tat weh

Dagmar Hase hatte am 28. Juli die wohl größte Sensation im Olympia-Schwimmbecken vollbracht, als sie die turmhohe Favoritin und Weltrekordlerin über 400 m Freistil, Janet Evans, überrumpelte. Spät abends war sie im Fernsehstudio, und ihre Anklage gegen die DSV-Führung war ergreifend und mutig zugleich. Sie war unter Druck gesetzt worden, als sie sich für die Nominierung ihres Trainers Bernd Henneberg engagierte, ihre Freundin Astrid Strauß sei bei den Meisterschaften in München öffentlich hingerichtet und „wie ein Tier behandelt“ worden. Womit sie freilich irrte: Hund oder Katz des Herrn Präsidenten sind Hätscheltiere und der Sittich heißt Fifi. „Diese Funktionäre habe ich für mich abgehakt. Sie sind unfähig, eine Mannschaft zu führen.“ Au, das tat weh, und in der Führung rumorte es.

Manche Medien stempelten die Olympiasiegerin zur Querulantin. „Ich kann damit leben.“ Andere schoben sie in die Rolle der Außenseiterin. „Viele Sportler hatten und haben Bedenken wie ich, aber niemand hat sich getraut, seine Meinung öffentlich zu sagen.“ Einige unterstellten, der Auftritt im Studio sei inszeniert gewesen. Da greift Frank ins Gespräch ein: „Es kam in diesem Moment vieles zusammen - die feinfühligen, bohrenden Fragen von Günter Jauch, die Einblendungen von der Hexenjagd gegen Astrid in München, von den Tränen bei der Siegerehrung und Dagmars ausgesprochener Gerechtigkeitssinn. Da löste sich plötzlich der ganze angestaute Frust.“ Dagmar dazu: „Ja, so war es. Ich war ins Studio gekommen zu einem ganz normalen Gespräch, das Herr Jauch mit mir als Olympiasiegerin führen wollte.“

Eine Folge: Der Anti-Doping-Beauftragte des DSV, Harm Beyer, trat noch in Barcelona von seiner Funktion zurück. Erfüllt sie das mit Genugtuung? „Ja, es ist eine Genugtuung für mich, daß ich das mit meiner Anklage er-

reicht habe.“ Und war das alles, nach dem starken Tobak, den die Olympiasiegerin verabreichte? „Der Schwimmwart, Herr Hartogh, hatte ein Gespräch mit mir, in dem er betonte, daß er meine Gefühlsäußerungen versteht und daß er nichts gegen mich und nichts gegen Herrn Henneberg und schon gar nichts gegen den SC Magdeburg hätte. Er erklärte, daß er immer hinter den Sportlern steht. Auch Herr Daume hatte mich eingeladen. Er hörte sich meine Vorwürfe an und versicherte, daß man die Sachlage auch im Fall Strauß prüfen werde. Er lobte den Klub alä Starkes Leistungszentrum, das weiter gefördert werden wird.“

Das war alles noch in Barcelona. Und danach, was ist da passiert? „Nichts.“ ;

chen Zusammenarbeit, daß der Bundestrainer die Sportler dort besucht, wo sie trainieren. Er muß doch wissen, wie ihr Umfeld ist. Die Funktionäre müssen überhaupt mehr für die Sportler da sein. Da fahren sie anderthalb Wochen vor uns nach Barcelona, aber dann können sie nicht mal Auskunft geben, wie man ins Bad kommt. Da muß einiges in Ordnung gebracht werden.“

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