Neuer Wirkstoff gegen Warzen ersetzt das Skalpell

Häufigste Warzenformen sind die gewöhnlichen oder vulgären Warzen. Von ihnen sind 13Prozent der Bevölkerung betroffen. Sie treten besonders an Händen und Füßen, aber auch an Ellenbogen oder im Gesicht auf. An Finger- und Handrücken finden sich typischerweise kuppelförmige Warzen, an den Innenflächen wachsen sie mosaikartig. Vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen kommt es oft spontan zu einer starken Vermehrung von rundlich-ovalen Flachwarzen. Diese treten besonders im Gesicht, am Unterarm, der Hand oder den Fingern auf. Zurückzuführen sind sie auf kleine Kratzverletzungen, durch die Viren freigesetzt werden. Denn Warzen werden ursprünglich durch das humane Papillomvirus (HPV) hervorgerufen. Jährlich kommt es in Deutschland zu 750000 Neuinfektionen. Eine weitere Form sind die Dornwarzen, die meist an den Fußsohlen entstehen und sehr schmerzhaft sind. Durch den Druck des Körpergewichts wachsen sie wie ein Dorn in die Tiefe. Der Erreger hierfür wird bevorzugt beim Barfußgehen im Schwimmbad, der Sauna oder Turnhalle übertragen. Dellwarzen treten vor allem bei Kindern auf, die an Neurodermitis leiden. Hierbei handelt es sich um hellrote, perlähnliche Knötchen im Gesicht, am Rumpf bzw. an den Armen und Beinen. Unter Warzen im Genitalbereich leiden über eine Million Deutsche. Die so genannten Feigwarzen sind die häufigste sexuell übertragene Viruserkrankung der Genital- und Analregion. Laut Prof. Dr. Helmut Schöfer, leitender Oberarzt der Hautklinik der Goethe-Universität Frankfurt, leiden heute etwa ein bis zwei Prozent aller geschlechtsreifen Erwachsenen unter klinisch sichtbaren Warzen im Genitalbereich. Weitere 14 Prozent sind von mikroskopisch kleinen, mit bloßem Auge nicht sichtbaren Warzen befallen. Damit habe die Infektionskrankheit in den letzten 30 Jahren um 300 bis 600Prozent zugenommen, so der Experte. In den vergangenen Jahren wurden neue Therapieverfahren erprobt. Durchgesetzt hat sich bisher eine Substanz: Der Wirkstoff Imiqimod, der als Creme aufgetragen wird, aktiviert das Immunsystem der Haut und ersetzt somit chirurgische Verfahren in vielen Fällen. Prof. Schöfer zufolge besitzt dieser Stoff einen völlig neuen Wirkmechanismus, den man am besten als Verstärkung der natürlichen Immunreaktion - als Immune Response Modifier - bezeichnet. Seit 1998 ist der Wirkstoff Imiquimod zur Behandlung von Feigwarzen zugelassen. Die lokal, vom Patienten selbst, aufgetragene Creme stimuliert Zellen des Immunsystems und setzt verschiedene Botenstoffe (Zytokine) frei, die die Kommunikation der Abwehrzellen untereinander steuern. Diese Zytokine aktivieren z.B. die natürlichen Killerzellen des Immunsystems, aber auch spezifische T-Lymphozyten, die dann wiederum die virusinfizierten Hautzellen attackieren und zum Absterben bringen. Bei der neuen Methode hat sich auch herausgestellt, dass die Warzen nur selten zurückkommen. 87Prozent der mit Imiquimod behandelten Patienten waren auch nach drei Monaten noch ohne Warzen. Im Vergleich zur herkömmlichen Therapie mit chirurgischen Methoden wie Laserbehandlung, elektrischer Schlinge, Kältetherapie oder ätzenden Medikamenten ist die Therap...

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