Florian war ein "unauffälliger Schüler"
Coburg: Nach der Bluttat eines 16-Jährigen herrscht einmal mehr Ratlosigkeit
Nicht nur die Coburger Polizei, die unmittelbar nach der gestrigen Alarmierung um 9.12 Uhr mit allen verfügbaren Beamten zur Coburger Realschule II gerast war, auch Monika Hohlmeier, Bayerns Bildungsministerin im Dirndl, schien trotz der schrecklichen Ereignisse ein wenig erleichtert. Denn: »Das Geschehen unterscheidet sich völlig von anderen Fällen.« Hohlmeier dachte mit Sicherheit an das Massaker in Erfurt vor gut einem Jahr, bei dem ein 19-Jährigen erst 16 Unschuldige und dann sich erschossen hatte. Doch so wie der mit der Untersuchung beauftragte SoKo-Chef Reinhard Müller war auch Frau Hohlmeier ratlos, als die Frage nach möglichen Motiven gestellt wurde. Der Junge habe zwar die 8. Klasse wiederholen müssen, doch zumindest im ersten Halbjahr seien seine Leistungen durchaus normal gewesen. Er war, so hat sich die Ministerin von den Pädagogen der Schule sagen lassen, ein »unauffälliger, zurückhaltender« Jugendlicher, ohne erkennbaren Hang zur »Aggressivität«. Doch irgendetwas müsse geschehen sein. Im zweiten Halbjahr sanken die Leistungen rapide ab, aus »zwei Einsern in Musik« wurde ein »Sechser«. Im Mai erst hatte man die Eltern in die Schule bestellt, um gemeinsam herauszufinden, wie dem Jungen zu helfen sei.
Oberbürgermeister Norbert Kastner(SPD) reagierte schockiert. Nach Angaben Kastners war der Großvater des Schützen Waffensachverständiger der Stadt Coburg. Die Ermittlungen der Polizei besagen indessen, der Junge habe die Faustfeuerwaffen aus dem Waffenschrank seines Vaters besorgt.
Coburg ist eine kreisfreie Stadt im Fränkischen. In ihr leben annähernd 43000 Bürger. Die Arbeitslosenraten liegt bei 11,7 Prozent und ist damit knapp doppelt so hoch wie im bayerischen Landesdurchschnitt. 27 von 1000 Einwohnern sind auf Sozialhilfe angewiesen.
Chronik
In den vergangenen Jahren haben Gewalttaten an Schulen öfter für Schlagzeilen gesorgt. Die Liste reicht bis zu tödlichen Attacken auf Lehrer:
26. April 2002: Im Gutenberg-Gymnasium in Erfurt richtet ein Ex-Schüler ein beispielloses Blutbad an: Schwarz vermummt und schwer bewaffnet zieht der 19-Jährige durch das Gebäude und erschießt 16 Menschen - acht Lehrerinnen, vier Lehrer, eine Schülerin, einen Schüler, die Sekretärin und einen Polizisten. Dann tötet er sich selbst.
19. Februar 2002: Ein mit zwei Pistolen, drei Rohrbomben und einer Handgranate bewaffneter 22-Jähriger tötet bei einem in Eching bei München begonnenen und in Freising fortgesetzten Amoklauf drei Menschen, darunter den Rektor seiner früheren Wirtschaftsschule.
16. März 2000: Weil er am Vortag von seinem Realschulinternat in Brannenburg (Bayern) verwiesen wurde, schießt ein 16-jähriger Schüler den Leiter der Anstalt in den Kopf und fügt sich selbst schwere Verletzungen zu. Der 57-Jährige stirbt sechs Tage später.
21. Februar 2000: In Müncheberg (Brandenburg) wird eine 16-jährige Gymnasiastin festgenommen, die ein Handgranaten-Massaker an ihrer Schule geplant haben soll.
21. Dezember 1999: In Köln-Porz stürzt ein 15-Jähriger in ein Klassenzimmer und schießt wortlos mit einer Gaspistole auf einen Pädagogen. Weil ihn seine Mitschüler trotz Maskierung erkannt haben, kann der Täter kurz danach dingfest gemacht werden.
30. November 1999: Die Polizei nimmt in Metten (Bayern) drei Jugendliche fest, die Mordpläne gegen ihre Schulleiterin und eine Lehrerin geschmiedet hatten.
09. November 1999: In Meißen (Sachsen) dringt ein 15 Jahre alter Gymnasiast maskiert in ein Klassenzimmer ein und ersticht seine Lehrerin. Er hatte...
Oberbürgermeister Norbert Kastner(SPD) reagierte schockiert. Nach Angaben Kastners war der Großvater des Schützen Waffensachverständiger der Stadt Coburg. Die Ermittlungen der Polizei besagen indessen, der Junge habe die Faustfeuerwaffen aus dem Waffenschrank seines Vaters besorgt.
Coburg ist eine kreisfreie Stadt im Fränkischen. In ihr leben annähernd 43000 Bürger. Die Arbeitslosenraten liegt bei 11,7 Prozent und ist damit knapp doppelt so hoch wie im bayerischen Landesdurchschnitt. 27 von 1000 Einwohnern sind auf Sozialhilfe angewiesen.
Chronik
In den vergangenen Jahren haben Gewalttaten an Schulen öfter für Schlagzeilen gesorgt. Die Liste reicht bis zu tödlichen Attacken auf Lehrer:
26. April 2002: Im Gutenberg-Gymnasium in Erfurt richtet ein Ex-Schüler ein beispielloses Blutbad an: Schwarz vermummt und schwer bewaffnet zieht der 19-Jährige durch das Gebäude und erschießt 16 Menschen - acht Lehrerinnen, vier Lehrer, eine Schülerin, einen Schüler, die Sekretärin und einen Polizisten. Dann tötet er sich selbst.
19. Februar 2002: Ein mit zwei Pistolen, drei Rohrbomben und einer Handgranate bewaffneter 22-Jähriger tötet bei einem in Eching bei München begonnenen und in Freising fortgesetzten Amoklauf drei Menschen, darunter den Rektor seiner früheren Wirtschaftsschule.
16. März 2000: Weil er am Vortag von seinem Realschulinternat in Brannenburg (Bayern) verwiesen wurde, schießt ein 16-jähriger Schüler den Leiter der Anstalt in den Kopf und fügt sich selbst schwere Verletzungen zu. Der 57-Jährige stirbt sechs Tage später.
21. Februar 2000: In Müncheberg (Brandenburg) wird eine 16-jährige Gymnasiastin festgenommen, die ein Handgranaten-Massaker an ihrer Schule geplant haben soll.
21. Dezember 1999: In Köln-Porz stürzt ein 15-Jähriger in ein Klassenzimmer und schießt wortlos mit einer Gaspistole auf einen Pädagogen. Weil ihn seine Mitschüler trotz Maskierung erkannt haben, kann der Täter kurz danach dingfest gemacht werden.
30. November 1999: Die Polizei nimmt in Metten (Bayern) drei Jugendliche fest, die Mordpläne gegen ihre Schulleiterin und eine Lehrerin geschmiedet hatten.
09. November 1999: In Meißen (Sachsen) dringt ein 15 Jahre alter Gymnasiast maskiert in ein Klassenzimmer ein und ersticht seine Lehrerin. Er hatte...
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