Durchs Ruppiner Land wie einst Fontane

Vier Unternehmen der Region bieten besondere Kutschtour für Genießer

Es gibt nur wenige Regionen in Deutschland, die einen weltweiten Bekanntheitsgrad haben. Die Mark Brandenburg gehört dazu. Nicht nur Theodor Fontane schrieb penibel auf, was und wer ihm auf seinen Wanderungen zwischen Prignitz und Lausitz über den Weg lief. Auch andere Schriftsteller waren von den landschaftlichen Schönheiten so fasziniert, dass sie ihnen und den Menschen, die dort wohnten, ein bleibendes Denkmal setzten. Beispielsweise Kurt Tucholsky, der 1912 mit seinem »Bilderbuch für Verliebte« das Kronprinzenstädtchen Rheinsberg weltweit bekannt machte.
Das Ruppiner Land mit Fontanes Geburtsstadt Neuruppin und Rheinsberg ist jährlich für viele ein beliebtes Ausflugsziel. Doch so richtig nachvollziehen, wie es zu Fontanes Zeiten hier zuging, können sie zumeist nicht. Das ist kaum möglich, wenn man die Region mit dem Auto durchfährt. Wer Land und Leute wirklich kennen lernen will, muss sich schon Zeit nehmen, sich die Landschaft zu Fuß erschließen oder - wie es Fontane zumeist tat - in der Kutsche.
Letzteres ist seit kurzem möglich. Die Idee dazu hatten vier Ruppiner Tourismusunternehmer. Bert Krysynowski, der nicht nur das Hotel »Am Alten Rhin« in Alt Ruppin betreibt, sondern gleichzeitig stellvertretender Chef der IHK Potsdam ist, gehört zu ihnen. Wie er gegenüber ND sagte, entstand die viertägige »Kutschtour wie zu Zeiten Fontanes« aus mehreren Überlegungen. Zum einen wollte man Touristen ein Angebot machen, das es so woanders nicht gibt und das besondere Einblicke in die Schönheit des Ruppiner Landes gibt. Zum anderen sollen damit unternehmerische Potenziale gebündelt werden, die Kooperation soll jedem und allen gemeinsam neue Gäste bringen.
Das Abenteuer für maximal sechs Leute beginnt in Alt Ruppin, wo sie im Hotel »Zum Alten Rhin« bei einem Abendessen ihren Kutscher und gleichzeitig Reiseleiter kennen lernen und vieles über die Tour der kommenden drei Tage erfahren. Am nächsten Morgen beginnt das Abenteuer. Jürgen Strache oder Natscha Geiersberg, die sich in Zermützel vor fünf Jahren einen Lebenstraum erfüllten und ein Fahrtouristik-Unternehmen gründeten, holen die Gäste mit einer restaurierten Vis-à-vis-Kutsche ab, und los gehts in Richtung Netzeband. Die Reise führt entlang von Molchow- und Teetzensee durch üppige Natur. Dabei achtet der Kutscher sehr darauf, dass er immer nah am Wasser fährt, denn linkerhand des Weges sollen Räuber ihr Unwesen treiben.
Bald ist das alte Holzfällerdörfchen Stendenitz am Ufer des Zermützelsees erreicht, das Fontane als kargen und unwirtlichen Fleck beschrieb. Heute gibt es hier einen beliebten Campingplatz.
Weiter gehts durch ein geschlossenes Waldgebiet, einst beliebtes königliches Wildschwein-Jagdrevier. Wir fahren Richtung Neuruppin, und nach einer kurzen Besichtigungstour von Fontanes Geburtsort verlassen wir die Stadt auf jenem Weg, den in vergangenen Zeiten die Soldaten des Ruppiner Regiments zur Flucht in die damalige mecklenburgische Enklave Netzeband nahmen, um dem preußischen Drill zu entkommen. Wir gelangen bequemer in den Ort, wo auf die müden Reisenden ein gemütliches Lager im Landhotel »Märkische Höfe« wartet. Doch vor dem Schlaf ist noch ein Rundgang durch das Kulturdorf angesagt, das sich seit einigen Jahren durch seinen Theatersommer sowie zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen in der Temnitzkirche einen guten Ruf über die Landesgrenzen hinaus gemacht hat.
Am nächsten Morgen verlassen wir Netzeband auf dem alten Postkutscherweg in Richtung Rheinsberg. Vorbei gehts am Heimattiergarten Kunsterspring, wo Gelegenheit ist, Fischotter, Adler und Wolf ganz aus der Nähe zu beobachten. Am Tornowsee in der Gaststätte Boltenmühle, die früher eine Wassermühle war, sollte man unbedingt zu einer kurzen Rast einkehren. Nicht nur, weil mitten durch den Gastraum ein Bach fließt, sondern auch, um zu sehen, was den späteren Preußenkönig Friedrich II. so an der Mühle faszinierte. »Wenn ich nicht Herr von Rheinsberg wäre, wollt ich Müller der Boltenmühle sein«, hat er einmal gesagt. In Bienenwalde am Kalksee, wo die Kutsche bald vorbeikommt, traf sich der junge Kronprinz heimlich und inkognito mit der schönen Försterstochter Sabine. Eine große Liebe, die für beide unglücklich endete.
Rheinsberg ist Ziel des Tages. In der »Pension am Rheinsberger Schlosspark« vis-à-vis des Eingangs zum Schloss wird übernachtet, bevor es am letzten Tag zurück in Richtung Alt Ruppin geht. Mit einer gemütlichen Kaffeetafel auf dem Kremserhof in Zermützel endet die besondere Tour.
Informationen und Buchungen über Kremserhof Zermützel, Dorfstr. 4, 16827 Zermützel, T...

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