Plakatschlacht zwischen Polizei und Antifa

Fahndung nach Steinewerfern vom 1. Mai/Linksgruppe mit Aktion gegen Denunziation

Gut eine Woche, nachdem die Polizei per Plakat nach Randalierern des diesjährigen 1. Mai fahndet, ist ein 26-Jähriger aus Kreuzberg festgenommen worden - »nach mehreren Hinweisen aus der Bevölkerung«, wie es im Polizeipräsidium hieß. Er soll damals in der Skalitzer Straße Pflastersteine auf Wasserwerfer geschleudert haben. Der Mann hat jetzt einen Haftbefehl wegen schweren Landfriedensbruchs bekommen. Wegen des gleichen Deliktes wird auch gegen einen 15-Jährigen aus Spandau ermittelt, der sich nach Veröffentlichung der Fotos gestellt hat. Er gab an, in der Walpurgisnacht, als es im Mauerpark zu einer handfesten Auseinandersetzung mit der Ordnungsmacht kam, mindestens fünf Flaschen den anrückenden Polizisten entgegengeworfen zu haben. Geständnis und Alter reichten den Vernehmern aus, den Jungen wieder auf freien Fuß zu setzen. Beide Täter, so ließ die Polizei verlauten, hätten sich bereits in anderen Zusammenhängen strafbar gemacht, der eine mit Körperverletzung, Beleidigung, Schwarzfahren und Straßenraub, der andere mit Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Drogenkonsum. Weitere Festnahmen deuteten sich an, wie ein Polizeisprecher gestern sagte. Auf zwei Plakaten, die in 4000 Exemplaren bundesweit verbreitet wurden, sind 30 vermeintliche Krawallmacher abgebildet. Für Hinweise, die auch vor Gericht standhalten und deshalb zu einer rechtskräftigen Verurteilung führen, hat Polizeipräsident Dieter Glietsch eine Prämie von 500 Euro ausgesetzt. Die Antifaschistische Linke Berlin (ALB) reagierte gestern auf die so genannte Öffentlichkeitsfahndung der Polizei mit einer Plakataktion, die zur Verhinderung von Denunziation aufruft. Nach Angaben von ALB-Sprecher Andreas Schumann würden die ebenfalls 4000 Plakate vorwiegend in Berlin verbreitet, weil die allermeisten im Polizeivisier befindlichen Mai-Demonstranten aus der Hauptstadt stammten. Für jede erfolgreiche Verhinderung einer (Selbst-)Anzeige bietet die ALB eine Belohnung von 600 Euro. Mit dieser provokativ und symbolisch gemeinten Antwort, so Schumann, wolle man auf den repressiven Umgang der Sicherheitsbehörden mit teils Minderjährigen sowie linken Demonstranten aufmerksam machen. Auch sollen potenzielle Denunzianten zum Nachdenken angeregt werden. Betroffenen vermittelt die ALB Rechtshilfe. Der rot-rote Senat wird zu einer entsprechenden Weisung aufgefordert, die denunziatorische Fahndungskampagne einzustellen. Nicht Jugendliche, die mal einen Stein in die Hand nehmen, seien das Problem, sondern die aggressiven geschlossenen Polizeieinheiten. Die kritische Öffentlichkeit wird von der ALB dazu ermuntert, »ein Zeichen des Protestes zu setzen und aufgehängte Polizei-Fahndungsplakate zu entfernen«. Im vorigen Jahr waren bei einer ähnlichen Polizeifahndung 213 Hinweise auf 53 Personen eingegangen. 22 Verdächtige konnte man laut Polizei auf diese Weise ...

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