Rechtsmilitante Cliquen prägen braune Szene
Antifa-Analyse zu Kameradschaften, Aussteigern und »Querfrontbestrebungen«
Der harte Kern der Neonazi-Szene in Berlin ist über Jahre stabil geblieben. Man verfügt über feste Strukturen mit vielen Knotenpunkten, etwa Kneipen und Läden, braune Parteibüros und Wohnungen. Mancher Nazi-Aktivist hat sich zurückgezogen. Doch die Szene reproduziert sich ständig. Derzeit wächst die dritte Generation einer rechtsextremen gewaltfreudigen Jugendszene seit einem Dutzend Jahren heran.
Aus der Trend-Analyse eines Recherche-Teams der Antifa über den braunen Nachwuchs in mehreren Gebieten der Stadt ist ein 40-seitiges, großformatiges Heft namens »Fight Back« entstanden, das dieser Tage in 5000 Exemplaren erschienen ist. Die Autoren wollen ihr Werk nicht als linksalternatives Gegenstück zum Verfassungsschutzbericht verstanden wissen, wohl aber Erkenntnisse vermitteln, die bei der alltäglichen Antifa-Arbeit in den Kiezen gemacht wurden.
Auffällig sei, dass sich das demonstrative Antlitz rechtsextremer Jugendlicher gewandelt habe. Zwar fänden sich nach wie vor die traditionellen Stiefelnazis mit Bomberjacke auf Bahnhofsvorplätzen oder an anderen Treffs, aber häufig kleide man sich auch komplett schwarz oder wie Hooligans oder Rocker, NPD-Kader wiederum streng seriös und bieder. Teils ähnele sich die Bekleidungsart der linken und rechten Szene immer mehr.
Das hat nach den Autoren u.a. damit zu tun, dass sich Neonazis häufig in linke Protestaktionen, etwa gegen Krieg, Globalisierung oder Sozialabbau, einzugliedern versuchen. Hinzu kommen so genannte Querfrontbestrebungen nicht ganz einflussloser brauner Köpfe, die suggerieren, dass die Standortbestimmung Links und Rechts zu veralteten Denkmustern gehört, weil die politischen Ziele sich heutzutage einander angenähert hätten. Wahres Anliegen ist aber, neue Anhänger unter vielleicht etwas unbedarften Linken zu orten.
»Kameradschaften« und ähnliche Gruppen spielen momentan eine ziemlich differenzierte Rolle. Während die namens »Pankow« und »Preußen« immer wieder durch Plakataktionen und Schmierereien sowie bundesweite Aktivitäten auffielen, wurde die »Kameradschaft Adlershof« nach ihrer Gründung kaum öffentlich. Die rechtsextremistische Bruderschaft »Odins Wölfe« kam über die eigene Gründung kaum hinaus. Deutlich anders aber die Hooligan-»Gruppe 9«, die sich selbst »Höllenjungs« nennt. Unter den dort beheimateten und allein fußballinteressierten Union-Fans befinden sich laut Antifa-Heft einige Neonazi-Köpfe aus Treptow, weshalb von einer Schnittstelle zwischen unpolitischen Fußballhooligans und organisierter Naziszene gesprochen wird. In Grünau wiederum etablierten sich beispielsweise zwei rechtsradikale Gruppen mit immerhin 60 Jugendlichen.
Deutlich werde auch, dass Neonazi-Parteien einen geringen direkten Einfluss auf rechtsorientierte Jugendliche besitzen. Sie fühlen sich derzeit kaum von starren Parteistrukturen oder völkischen Vereinen, sondern vielmehr von rechtsmilitanten Cliquen angezogen, deren Einfluss in der Szene deutlich angewachsen sei. Skeptisch sehen die Autoren das Aussteigerprogramm. Anhand typischer Beispiele wird nachgewiesen, dass die meisten Kandidaten in neuem Gewande, aber in altem Geiste wieder auftauchen.
»Fight Back« ist kostenfrei in linken Infoläden zu bekommen ode...
Aus der Trend-Analyse eines Recherche-Teams der Antifa über den braunen Nachwuchs in mehreren Gebieten der Stadt ist ein 40-seitiges, großformatiges Heft namens »Fight Back« entstanden, das dieser Tage in 5000 Exemplaren erschienen ist. Die Autoren wollen ihr Werk nicht als linksalternatives Gegenstück zum Verfassungsschutzbericht verstanden wissen, wohl aber Erkenntnisse vermitteln, die bei der alltäglichen Antifa-Arbeit in den Kiezen gemacht wurden.
Auffällig sei, dass sich das demonstrative Antlitz rechtsextremer Jugendlicher gewandelt habe. Zwar fänden sich nach wie vor die traditionellen Stiefelnazis mit Bomberjacke auf Bahnhofsvorplätzen oder an anderen Treffs, aber häufig kleide man sich auch komplett schwarz oder wie Hooligans oder Rocker, NPD-Kader wiederum streng seriös und bieder. Teils ähnele sich die Bekleidungsart der linken und rechten Szene immer mehr.
Das hat nach den Autoren u.a. damit zu tun, dass sich Neonazis häufig in linke Protestaktionen, etwa gegen Krieg, Globalisierung oder Sozialabbau, einzugliedern versuchen. Hinzu kommen so genannte Querfrontbestrebungen nicht ganz einflussloser brauner Köpfe, die suggerieren, dass die Standortbestimmung Links und Rechts zu veralteten Denkmustern gehört, weil die politischen Ziele sich heutzutage einander angenähert hätten. Wahres Anliegen ist aber, neue Anhänger unter vielleicht etwas unbedarften Linken zu orten.
»Kameradschaften« und ähnliche Gruppen spielen momentan eine ziemlich differenzierte Rolle. Während die namens »Pankow« und »Preußen« immer wieder durch Plakataktionen und Schmierereien sowie bundesweite Aktivitäten auffielen, wurde die »Kameradschaft Adlershof« nach ihrer Gründung kaum öffentlich. Die rechtsextremistische Bruderschaft »Odins Wölfe« kam über die eigene Gründung kaum hinaus. Deutlich anders aber die Hooligan-»Gruppe 9«, die sich selbst »Höllenjungs« nennt. Unter den dort beheimateten und allein fußballinteressierten Union-Fans befinden sich laut Antifa-Heft einige Neonazi-Köpfe aus Treptow, weshalb von einer Schnittstelle zwischen unpolitischen Fußballhooligans und organisierter Naziszene gesprochen wird. In Grünau wiederum etablierten sich beispielsweise zwei rechtsradikale Gruppen mit immerhin 60 Jugendlichen.
Deutlich werde auch, dass Neonazi-Parteien einen geringen direkten Einfluss auf rechtsorientierte Jugendliche besitzen. Sie fühlen sich derzeit kaum von starren Parteistrukturen oder völkischen Vereinen, sondern vielmehr von rechtsmilitanten Cliquen angezogen, deren Einfluss in der Szene deutlich angewachsen sei. Skeptisch sehen die Autoren das Aussteigerprogramm. Anhand typischer Beispiele wird nachgewiesen, dass die meisten Kandidaten in neuem Gewande, aber in altem Geiste wieder auftauchen.
»Fight Back« ist kostenfrei in linken Infoläden zu bekommen ode...
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