Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Es begann am Lago Maggiore

  • WOLFGANG KIEßLING
  • Lesedauer: 3 Min.

Tagung des Landesvorstandes der Bewegung Freies Deutschland Anfang Mai 1945 im Zürcher Restaurant „Karl der Große“. Neben Hans Teubner (5.v.r.) an der linken Tischseite u.a. Michael Tschesno-Hell (2.v.l.) und Rudi Singer (4.v.l.) sowie rechts neben Teubner in der Reihenfolge der Katholik Erich Bogen, Wolfgang Langhoff, Charlotte von Kirschbaum (Bekennende Kirche, Stellvertreterin Karl Barths), Dr. Wilhelm Abegg (ehem. Deutsche Staatspartei). Die drei Letztgenannten bildeten das Präsidium des Landesvorstands Foto aus: Hans Teubner: „Exilland Schweiz“, Dietz Verlag Berlin, 1975

schon seit dem Spanienkrieg existierende Centrale Sanitaire Suisse (CSS) in Zürich und die europäische Filiale des in Boston beheimateten Unitarian Service Committee (USC), deren Marseiller Büro von dem in der Schweiz aufgewachsenen USA-Bürger Noel H. Field geleitet wird, der sich, wie Bertz zu Teubner sagte, „im Denken und Handeln ganz auf unserer Linie befindet“ Als ehemaliger Mitarbeiter des Völkerbundes wohne Field mit seiner Frau, einer Deutschen, und der Pflegetochter Erika, Kind des nach England emigrierten deutschen Spanienarztes Dr. Glaser, in der Nähe von Genf. Über Field, der sich nicht zu schade sei, als Briefbote zu fungieren, habe er Verbindung zur KPD-Leitung in Marseille und Toulouse und auch zu Paul Merker, der nach seiner Flucht aus dem Lager Les Milles nun verborgen in Marseille lebe und hoffe, trotz eines Auslieferungsverlangens der Gestapo doch noch nach Mexiko ausreisen zu können.

Niemand hätte damals, 1941, auch nur ahnen können, daß die antifaschistische Gemeinsamkeit von Bertz und Field eines Tages von sowjetischer Seite ins Absurde verkehrt, zum Agentendeal erklärt und im Beschluß des ZK der SED vom 24. August 1950 behauptet werden würde: „Ihre Übereinstimmung in allen politischen Fragen ging so weit, daß Noel H. Field in der Tat der politische Berater von Paul Bertz wurde.“ Wegen der im Zusammenhang mit Field

fegen ihn erhobenen Beschädigungen nahm sich Bertz am 19. April 1950 das Leben.

Im Dezember 1941 verlegten die Behörden das Lager Malvaglia in das nur fünf Kilometer östlich von Locarno gelegene Gordola. Die Internierten hatten Dämme zu bauen, aber nicht zuletzt durch Ausrgangserlaubnis bessere Bedingungen als vorher. Hans Teubner, Fritz Sperling, Bruno Fuhrmann, Ernst Eichelsdörfer und Ludwig Ficker, die Leiter der KPD, vermochten durch kluges Vorgehen, in der gesamten Schweiz wirksam zu werden.

1943 fand Hans Teubner einen Weg, sich bald ganz und gar der politischen Arbeit widmen zu können. Bei einem Besuch seiner Lebensgefährtin in dem von Gordola knapp zwanzig Kilometer entfernten Brissago, wo Elsa Mayer mit ihrer Tochter seit dem 15. Januar im umfunktionierten Grand Hotel untergebracht war, erfuhr er, wenn er ihr Ehemann wäre, erhielte er wahrscheinlich die Erlaubnis, mit ihr im hiesigen Flüchtlingsheim für Frauen und Mädchen zu wohnen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal
Mehr aus: