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Nicht nur Ein-Strich-kein-Strich
Uniformen der DDR - vom Kampfanzug bis zum schmucken Parade-Outfit
Hin und wieder begegnet man auf den Straßen Ostdeutschlands junge Menschen, die eine braune Trainingsjacke mit gelbroten Paspelierungen tragen. Ältere Bürger werden dann sofort an die Sportbekleidung der Nationalen Volksarmee erinnert. Währenddessen sind die Uniformen dieser Armee seit dem 3. Oktober 1990 vollständig aus dem Gesichtsfeld und mitunter auch aus der Erinnerung verschwunden.
Auch wenn die Uniformkunde nur eine Hilfswissenschaft der Militärgeschichte ist, so ist sie deshalb nicht weniger wichtig und spannend. Uniformen sind historische Zeugnisse. Bereits 1990 erschien eine Publikation über die Uniformen der Nationalen Volksarmee und ihre Gliederungen. Sie beschränkte sich jedoch auf den Zeitraum von 1956 bis 1986. Das neue Buch erfasst nun alle Uniformen polizeilicher und militärischer Formationen seit 1949. Dabei wird deutlich: Es hat in 40 Jahren nicht wenige markante Veränderungen gegeben. Von der hochgeschlossenen Uniform preußischen Angedenkens tendierte die Entwicklung zur bequemeren Paradejacke mit offener Fasson. Offensichtlich stand der Zivilanzug dabei Pate. Die Zeiten der Kaki-Uniformen der Kasernierten Volkspolizei waren 1956 mit der Einführung der steingrauen Uniform vorbei. Die Ähnlichkeit mit den Wehrmachtsuniformen löste allerdings teilweise Befremden im Ausland aus. Andererseits hatte N.A. Bulganin, Marschall der Sowjetunion, anlässlich der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages 1955 seinen deutschen Kollegen Heinz Hoffmann sogar explizit gefragt, warum dieser keine deutsche Uniform trage. Damit war der Weg frei für die bekannte NVA-Uniform.
Überliefert ist, dass dereinst Bundeskanzler Konrad Adenauer zu Bundeswehrgeneral Heusinger äußerte: »Det muß ich Ihnen sagen, de Uniformen der Bundeswehr müssen attraktiver werden«. Auch im anderen deutschen Staat östlich der Elbe gab es adäquate Wünsche. Doch finanzielle und materielle Zwänge verlangsamten die gewünschte Einführung einer neuen Uniform. Akribisch zeichnen die Autoren Wandel und Wandlungen nach. Sie dokumentieren Befehle und Bekleidungsvorschriften der NVA. Zeichnungen geben dem Leser ein anschauliches Bild von den diversen Waffengattungen und Diensten, informieren auch über die Trageweise von Auszeichnungen und Dienstgradabzeichen. Beliebtes Kleidungsstück im Sommer wurde die Hemdbluse, insbesondere ab den 70er Jahren. Besondere Beachtung fand anlässlich des 20. Jahrestages der NVA die Einführung einer Gesellschaftsuniform. Vertreter des britischen Militärs, bekannt durch farbige Uniformen, wussten diese bei Empfängen ausdrücklich zu loben.
Die Kampfbekleidung sollte nicht nur der Tarnung dienen, sondern auch Flammenfestigkeit sollte sie auszeichnen, Schutz vor radioaktiven Strahlen und chemischen Kampfstoffen bieten. Der ab 1965 eingeführte Felddienstanzug, volkstümlich als »Ein-Strich-kein-Strich-Anzug« bezeichnet, war auch im Zivilleben begehrt, so dass die Verantwortlichen in den Kleiderkammern oft Fehlbestände zu beklagen hatten. Man sah die verschwundenen Kleidungsstücke u.a. in Land- und Forstwirtschaft wieder, wo sie wegen ihrer Strapazierfähigkeit geschätzt wurden.
Der Stahlhelm der NVA wich mit seiner überschrägen Form ohne Knickstellen stark von allem bisherigen militärischen Kopfschutz ab, erwies sich aber in mehrfacher Hinsicht als sicher und ist deshalb noch heute in einigen Armeen afrikanischer Staaten anzutreffen.
Das Buch von Klaus-Ulrich Keubke und Manfred Kunz wird sicher nicht nur bei Militärhistorikern, Uniformkundlern und Militaria-Fans großes Interesse finden. Leider ist eine bildliche Darstellung der Kadettenuniform vergessen worden. Auch hat die Fehlerhexe bei einigen Bildunterschriften zugeschlagen. Korrekturhinweise beheben diese und schmälern keinesfalls den Wert der Publikation.
Klaus-Ulrich Keubke/Manfred Kunz: Militärische Uniformen in der DDR 1949 - 1990. Atelier für Porträt- und Historienmalerei E...
Auch wenn die Uniformkunde nur eine Hilfswissenschaft der Militärgeschichte ist, so ist sie deshalb nicht weniger wichtig und spannend. Uniformen sind historische Zeugnisse. Bereits 1990 erschien eine Publikation über die Uniformen der Nationalen Volksarmee und ihre Gliederungen. Sie beschränkte sich jedoch auf den Zeitraum von 1956 bis 1986. Das neue Buch erfasst nun alle Uniformen polizeilicher und militärischer Formationen seit 1949. Dabei wird deutlich: Es hat in 40 Jahren nicht wenige markante Veränderungen gegeben. Von der hochgeschlossenen Uniform preußischen Angedenkens tendierte die Entwicklung zur bequemeren Paradejacke mit offener Fasson. Offensichtlich stand der Zivilanzug dabei Pate. Die Zeiten der Kaki-Uniformen der Kasernierten Volkspolizei waren 1956 mit der Einführung der steingrauen Uniform vorbei. Die Ähnlichkeit mit den Wehrmachtsuniformen löste allerdings teilweise Befremden im Ausland aus. Andererseits hatte N.A. Bulganin, Marschall der Sowjetunion, anlässlich der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages 1955 seinen deutschen Kollegen Heinz Hoffmann sogar explizit gefragt, warum dieser keine deutsche Uniform trage. Damit war der Weg frei für die bekannte NVA-Uniform.
Überliefert ist, dass dereinst Bundeskanzler Konrad Adenauer zu Bundeswehrgeneral Heusinger äußerte: »Det muß ich Ihnen sagen, de Uniformen der Bundeswehr müssen attraktiver werden«. Auch im anderen deutschen Staat östlich der Elbe gab es adäquate Wünsche. Doch finanzielle und materielle Zwänge verlangsamten die gewünschte Einführung einer neuen Uniform. Akribisch zeichnen die Autoren Wandel und Wandlungen nach. Sie dokumentieren Befehle und Bekleidungsvorschriften der NVA. Zeichnungen geben dem Leser ein anschauliches Bild von den diversen Waffengattungen und Diensten, informieren auch über die Trageweise von Auszeichnungen und Dienstgradabzeichen. Beliebtes Kleidungsstück im Sommer wurde die Hemdbluse, insbesondere ab den 70er Jahren. Besondere Beachtung fand anlässlich des 20. Jahrestages der NVA die Einführung einer Gesellschaftsuniform. Vertreter des britischen Militärs, bekannt durch farbige Uniformen, wussten diese bei Empfängen ausdrücklich zu loben.
Die Kampfbekleidung sollte nicht nur der Tarnung dienen, sondern auch Flammenfestigkeit sollte sie auszeichnen, Schutz vor radioaktiven Strahlen und chemischen Kampfstoffen bieten. Der ab 1965 eingeführte Felddienstanzug, volkstümlich als »Ein-Strich-kein-Strich-Anzug« bezeichnet, war auch im Zivilleben begehrt, so dass die Verantwortlichen in den Kleiderkammern oft Fehlbestände zu beklagen hatten. Man sah die verschwundenen Kleidungsstücke u.a. in Land- und Forstwirtschaft wieder, wo sie wegen ihrer Strapazierfähigkeit geschätzt wurden.
Der Stahlhelm der NVA wich mit seiner überschrägen Form ohne Knickstellen stark von allem bisherigen militärischen Kopfschutz ab, erwies sich aber in mehrfacher Hinsicht als sicher und ist deshalb noch heute in einigen Armeen afrikanischer Staaten anzutreffen.
Das Buch von Klaus-Ulrich Keubke und Manfred Kunz wird sicher nicht nur bei Militärhistorikern, Uniformkundlern und Militaria-Fans großes Interesse finden. Leider ist eine bildliche Darstellung der Kadettenuniform vergessen worden. Auch hat die Fehlerhexe bei einigen Bildunterschriften zugeschlagen. Korrekturhinweise beheben diese und schmälern keinesfalls den Wert der Publikation.
Klaus-Ulrich Keubke/Manfred Kunz: Militärische Uniformen in der DDR 1949 - 1990. Atelier für Porträt- und Historienmalerei E...
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