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  • 37. Turn-WM in Anaheim

»Engel von Los Angeles« halfen

Deutsche Turner als 12. Team mit Olympia-Ticket 2004 / DTB-Frauen Vierter

  • Rainer Benecke
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Wunder dauern bekanntlich etwas länger. Nach 19 Stunden zwischen Hoffen und Bangen und einem Wechselbad der Gefühle hat die deutsche Männerriege bei den 37. Turn-Weltmeisterschaften im kalifornischen Anaheim als zwölfte und letzte Mannschaft doch noch das Ticket für die Olympischen Spiele 2004 in Athen ergattert. »Die Engel von Los Angeles haben uns geholfen«, atmete DTB-Präsident Rainer Brechtken erleichtert auf. Was das deutsche Sextett und ihr engagierter Cheftrainer Andreas Hirsch erdulden mussten, war erster vorolympischer Stress: »Ich bin tierisch erleichtert, dass wir doch noch den Lohn für Fron einstreichen konnten.« Präsident Brechtken, Cheftrainer Hirsch und Sportdirektor Wolfgang Willam waren Steine vom Herzen gefallen, den tags zuvor nach einer indiskutablen Leistung am Reck mit fünf Absteigern und nur 34,987 Punkten in die Schusslinie der Kritik geratenen Möchtegern-Olympiern ebenfalls. Doch bei der Olympia-Party am Sonntagabend gaben sich die am Unternehmen WM und Olympia-Qualifikation beteiligten Turner Thomas Andergassen, Stephan Zapf (beide Stuttgart), Christian Berczes (Halle), Ronny Ziesmer (Cottbus), Sven Kwiatkowski (Chemnitz) und Fabian Hambüchen (Niedergirmes) schon wieder kampfbereit. »Wir sind zwar mit einem blauen Auge davongekommen, aber es war ein Warnschuss«, forderte Brechtken von Verband, Trainern und Turnern für Athen 2004 »absoluten Einsatz«. »Wir hatten uns so viel vorgenommen, gutes Potenzial und gute Stimmung, aber wir sind am Druck zerbrochen«, verriet Sven Kwiatkowski, der mit 54,336 Punkten als 33. bester Turner war. Der Fünffach-Absturz am Reck war auch für ihn unerklärlich. Die Steigerung zum Schluss mit dem viertbesten Resultat von 38,324 Zählern an den Ringen war so etwas wie Wiedergutmachung. Die beste Mannschaft im 52er Feld stellte der Gastgeber USA (227,743), der Japan (227,046) und Olympiasieger China (225,119) auf die Plätze verwies. Das Mannschafts-Finale mit den besten acht Teams findet am Dienstag statt. Bei Olympia 2004 in Athen kämpfen neben den USA, Japan und China noch Rumänien, Südkorea, Russland, Frankreich, die Ukraine, Kanada, Spanien, Italien und Deutschland um die Medaillen. Während die deutschen Turner jubelten, gab es bei den Belorussen lange Gesichter. Der Titelverteidiger verpasste als 13. das Finale der besten 12 und steht auch bei Olympia 2004 im Abseits. Die deutsche Frauenriege mit Katja Abel (Berlin), Janina Jeworutzki (Herne), Daria Bijak, Lisa Brüggemann (beide Köln), Heike Gunne (Niedergirmes) und Yvonne Musik (Hoffnungsthal) hofft nach ihrem ersten Start am Sonntag mit 142,158 Punkten als Vierter im Neuner-Feld auf ein ähnliches Happy-End wie bei den Männern. Die deutschen Turnerinnen mussten 24 Stunden um das Olympia-Ticket bangen, das die besten 12 bekommen. In der Nacht zum Dienstag griffen noch weitere 31 Teams nach den Olympia-Sternen. Die deutschen Frauen trachten danach, die Schmach von 1996 und 2000, als die Olympia-Qualifikation verpasst wurde, zu tilgen. Doch ohne die am Knie verletzte siebenfache deutsche Meisterin Birgit Schweigert dürfte das schwer werden. Zwar blieben erstmals alle fünf Turnerinnen auf dem Schwebebalken, doch mit 34,561 Punkten ist international nichts zu gewinnen. Besser klappte es am Boden (35,161), Sprung (36,312) und Barren (36,124). Beste im Team war die 17-jährige Daria Bijak (36,111). »Das war eine ganz hervorragende Teamleistung, an die ich im Vorfeld nicht in den kühnsten Träumen gedacht habe«, lobte Teamchefin Petra Nissinen. Die Spitze übernahmen die USA (147,697) vor Frankreich (142,835) und Kanada (142,560). dpa Männer-Mannschaft, Quali-Endstand: 1. USA 227,743, 2. Japan 227,046, 3. China 225,119, 4. Rumänien 224,770, 5. Südkorea 224,047, 6. Russland 223,380, 7. Frankreich 222,893, 8. Ukraine 222,734, 9. Kanada 220,617, 10. Spanien 220,332, 11. Italien 219,594, 12. Deutschland 219,132 (alle für Olympia qualifiziert). Inoffizielle Männer-Einzelwertung: 1. Tsukahara (Jap) 57,224, 2. Hamm (USA) 56,848, 3. Yang Tae-Young (Südkor) 56,749, 4. Gatson (USA) 56,736, 5. Dragulescu (Rum) 56,650, 6. Tomita 56,424, 7. Kashima (beide Jap) 56,287, 8. Wilson (USA) 56,049, ... 33. Kwiatkowski (Chemnitz) 54,336, 49. Ziesmer (Cottbus) 53,424, 60. Berczes (Halle) 52,849. Frauen, Qualifikation (1. Teil): 1. USA 147,697, 2. Frankreich 142,835, 3. Kanada 142,560, 4. Deutschland 142,158, 5. Niederlande 141,...

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