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Halbleiterwerk in Jena geschlossen
Keine Insolvenz, aber den Mitarbeitern von Sico Technology wurde sofort gekündigt
Der Traum vom Aufschwung wird in Jena zum Albtraum: Nach den Entlassungen bei der Software-Schmiede Intershop wurde am Wochenende der Halbleiterproduzent Sico Technology GmbH komplett dichtgemacht.
Freitag letzter Woche zum Feierabend hatte der österreichische Firmenchef Walter Nadrag die Mitarbeiter zur Betriebsversammlung geladen und ihnen mitgeteilt, dass sie ab sofort fristlos gekündigt seien. »Die Leute sollten ihre Sachen packen und die Schlüssel abgeben«, erzählt ein Maschinenführer.
Der Betrieb gehörte einst zum Jenaer Glaswerk und war 1993 von der Treuhand verkauft worden. Hergestellt und weiterverarbeitet wurden Quarzglas und Silizium für Halbleiterindustrie und Optik. Der Sitz des Mutter-Unternehmens ist Bad Bleiberg in Österreich. Auf der Internetseite schmückt man sich nach wie vor mit der »tief-verwurzelten Tradition Jenas aus den Tagen von Abbe, Schott und Zeiss« - aber der Mausklick auf »Jena« funktioniert schon nicht mehr. Zu den Kunden gehören Texas Instruments, DaimlerChrysler, Volkswagen, Bosch, Motorola, Samsung oder Zeiss.
In Österreich habe die Firma weiter 20 Beschäftigte, in Jena seien es die 30 jetzt Gekündigte gewesen, erläutert Nadrag gegenüber ND. Vor zwei Jahren waren in Jena noch 100 beschäftigt. Die Krise im Chip- und Halbleitersektor zwinge zu Einsparungen. »Als ordentlicher Kaufmann« habe er den Jenaer Betrieb schließen müssen, weil dieser »zahlungsunfähig«" geworden sei. Das habe ihm der Insolvenzrichter in Österreich bedeutet.
»Es gilt österreichisches materielles Recht«, liest man in den Sico-Geschäftsbedingen. Ein Gericht im Ostthüringischen Gera habe sich für unzuständig erklärt, weil es keinen Eintrag der Jenaer Firma im Handelsregister gebe. Auf Nachfrage räumt Nadrag ein, dass er formell keine Insolvenzantrag gestellt, sondern nur in Gera einmal kurz angerufen habe. Der Geschäftsführer betrachtet den deutschen »Teilbetrieb« nur als »eine österreichische Filiale in Jena«. Auch eine Nachfrage beim zuständigen Registergericht Klagenfurt ergab, dass dort nichts von einer Insolvenz bekannt ist.
Deutsches Betriebsverfassungsrecht habe man zwar akzeptiert, erklärt Geschäftsführer Nadrag weiter. Aber er bestätigt, dass bei der plötzlichen Werkschließung zum Wochenende der Betriebsrat nicht beteiligt wurde. So gehe er davon aus, »dass da eine Klage kommt« - ebenso wie von einzelnen Gekündigten. Jedenfalls habe er in Jena am »Freitag den Betrieb eingestellt«. Der Belegschaft, darunter auch den Auszubildenden, sei in der Versammlung fristlos gekündigt worden. Dort habe »etwa ein Drittel« der Beschäftigten Auflösungsverträge akzeptiert und sei dann bei einer »befreundeten Firma untergebracht« worden.
Nach Angaben der Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie (BCE) ist das Vorgehen, Mitarbeiter zu feuern und auszusperren, beispiellos in der Region: »Es gibt keinen Insolvenzantrag, die Mitarbeiter haben keine schriftliche Kündigung in der Hand und bis zu zwei Monate Lohn stehen aus. Auch die Rechte des Betriebsrates wurden missachtet«, betont Wolf-Michael Schreier vom IG-BCE-Bezirk Gera.Freitag letzter Woche zum Feierabend hatte der österreichische Firmenchef Walter Nadrag die Mitarbeiter zur Betriebsversammlung geladen und ihnen mitgeteilt, dass sie ab sofort fristlos gekündigt seien. »Die Leute sollten ihre Sachen packen und die Schlüssel abgeben«, erzählt ein Maschinenführer.
Der Betrieb gehörte einst zum Jenaer Glaswerk und war 1993 von der Treuhand verkauft worden. Hergestellt und weiterverarbeitet wurden Quarzglas und Silizium für Halbleiterindustrie und Optik. Der Sitz des Mutter-Unternehmens ist Bad Bleiberg in Österreich. Auf der Internetseite schmückt man sich nach wie vor mit der »tief-verwurzelten Tradition Jenas aus den Tagen von Abbe, Schott und Zeiss« - aber der Mausklick auf »Jena« funktioniert schon nicht mehr. Zu den Kunden gehören Texas Instruments, DaimlerChrysler, Volkswagen, Bosch, Motorola, Samsung oder Zeiss.
In Österreich habe die Firma weiter 20 Beschäftigte, in Jena seien es die 30 jetzt Gekündigte gewesen, erläutert Nadrag gegenüber ND. Vor zwei Jahren waren in Jena noch 100 beschäftigt. Die Krise im Chip- und Halbleitersektor zwinge zu Einsparungen. »Als ordentlicher Kaufmann« habe er den Jenaer Betrieb schließen müssen, weil dieser »zahlungsunfähig«" geworden sei. Das habe ihm der Insolvenzrichter in Österreich bedeutet.
»Es gilt österreichisches materielles Recht«, liest man in den Sico-Geschäftsbedingen. Ein Gericht im Ostthüringischen Gera habe sich für unzuständig erklärt, weil es keinen Eintrag der Jenaer Firma im Handelsregister gebe. Auf Nachfrage räumt Nadrag ein, dass er formell keine Insolvenzantrag gestellt, sondern nur in Gera einmal kurz angerufen habe. Der Geschäftsführer betrachtet den deutschen »Teilbetrieb« nur als »eine österreichische Filiale in Jena«. Auch eine Nachfrage beim zuständigen Registergericht Klagenfurt ergab, dass dort nichts von einer Insolvenz bekannt ist.
Deutsches Betriebsverfassungsrecht habe man zwar akzeptiert, erklärt Geschäftsführer Nadrag weiter. Aber er bestätigt, dass bei der plötzlichen Werkschließung zum Wochenende der Betriebsrat nicht beteiligt wurde. So gehe er davon aus, »dass da eine Klage kommt« - ebenso wie von einzelnen Gekündigten. Jedenfalls habe er in Jena am »Freitag den Betrieb eingestellt«. Der Belegschaft, darunter auch den Auszubildenden, sei in der Versammlung fristlos gekündigt worden. Dort habe »etwa ein Drittel« der Beschäftigten Auflösungsverträge akzeptiert und sei dann bei einer »befreundeten Firma untergebracht« worden.
Nach Angaben der Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie (BCE) ist das Vorgehen, Mitarbeiter zu feuern und auszusperren, beispiellos in der Region: »Es gibt keinen Insolvenzantrag, die Mitarbeiter haben keine schriftliche Kündigung in der Hand und bis zu zwei Monate Lohn stehen aus. Auch die Rechte des Betriebsrates wurden missachtet«, betont Wolf-Michael Schreier vom IG-BCE-Bezirk Gera.
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