- Politik
- 11. 9. 2001
Tonband-Protokolle von Toten
New Yorks Hafenbehörde musste Mitschnitte aus Word Trade Center freigeben
Knapp zwei Jahre nach den Flugzeuganschlägen auf das World Trade Center in New York wurden in US-Medien Tonbandprotokolle von Notrufen veröffentlicht.
Wir haben eine Explosion in einem der oberen Stockwerke. Wir wissen nicht, ob es ein Flugzeug ist oder eine Bombe«, rief ein Polizist der zuständigen Hafenbehörde ins Telefon. »Sie springen aus dem Gebäude eins auf der Südseite«, schreit ein Frau. Rückfrage aus der Notrufzentrale: »Was springt von den Gebäuden?« Antwort: »Menschen. Körper kommen vom Himmel...« Die am Donnerstag veröffentlichten Abschriften der Notrufe und des internen Funkverkehrs stammen von der Führungsstelle der Polizei in einem der Zwillingstürme sowie aus der Zentrale der U-Bahnlinie und dem internationalen Flughafen in Newark. Die Mitschnitte dauern 260 Stunden und füllen 1800 Seiten. Sie verdeutlichten in vielfacher und brutaler Weise, vor welch schwierigen Entscheidungen Hilfesuchende wie Helfer standen. Deutlich wird auch, dass die Polizei Anrufer aus den obersten Etagen des zunächst noch nicht attackierten Turms aufforderte, das Gebäude nicht zu verlassen. »Sollen wir gehen oder nicht?« »Wir müssen wissen, ob wir hier raus müssen, weil wir wissen, dass es eine Explosion gegeben hat«, sagte ein Anrufer. Ein Polizist fragte zurück, ob Rauch zu sehen sei. Der Anrufer verneinte, fragte aber besorgt: »Sollen wir gehen oder nicht?« Unsicherheit bei dem Beamten: »Ich würde zunächst warten.« Niemand, der sich in den oberen Stockwerken des Turms befand, überlebte, nachdem die zweite Terror-Boeing kurz nach 9 Uhr in Höhe des 80. Stockwerks eingeschlagen war. Andere Telefonate erreichten die Polizei vom Dach des Centers. Mitarbeiter des Restaurants »Windows of the World«, das im 106. Stockwerk geöffnet hatte, baten: »Wir brauchen Anweisungen, wohin wir unsere Gäste und Mitarbeiter bringen sollen.« »Wir versuchen, zu ihnen heraufzukommen«, antwortete ein Mitarbeiter der Hafenbehörde. »Rufen Sie in zwei oder drei Minuten zurück, und ich werde herausfinden, wohin Sie gehen müssen.« Die Abschriften, so Greg Trevor, Sprecher der Hafenbehörde, würden zeigen, »dass Menschen an einem Tag des Schreckens ihre Pflicht heroisch und professionell erfüllt haben«. Seine Behörde hatte im Juli eine Vereinbarung mit der »New York Times« zur Veröffentlichung getroffen, dann jedoch die Freigabe der Abschriften abgelehnt. Man fürchte zu Recht Einsprüche von Hinterbliebenen. Denen jedoch wollte eine Richterin am Obersten Gericht von New Jersey nicht folgen. Sie ordnete an, dass die Hafenbehörde an die ursprüngliche Zusage gebunden ist. Nach einem Pressebericht sind 36 Stimmen von Opfern auf den Bändern identifiziert worden. Dabei handelt es sich unter anderem um 19 Polizisten der Hafenbehörde und 14 Zivilangestellte. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurden fast 20000 Leichenteile geborgen. Insgesamt gelten 2792 Personen als tot oder vermisst. Laut »New York Times« konnten die Überreste von 1271 Vermissten noch nicht identifiziert werden. Sie sollen in einer Gedenkstätte am World Trade Center beigesetzt werden. Konserviert - in der Hoffnung, der technische Fo...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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