Mineralwolle auch in West-Schulen benutzt
Landesamt sieht übertriebene »Hysterie«
Nach Angaben des Landesamtes für Arbeits-, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit ist Mineralwolle nicht nur in Ostberliner Schulen zu suchen. Das Material sei im Westen während der 70er Jahre in allen Bauten vom Theater bis zum Bürohaus eingesetzt worden. Ein Sprecher des Landesamtes warnte jedoch vor übertriebener »Hysterie«.
Die Angst vor dem Baustoff ist durch Mineralfasern in Lüftungsschächten der Seelenbinder-Schule in Hohenschönhausen ausgelöst worden. Mineralwolle steht im Verdacht, Krebs auszulösen. Die Ergebnisse dreier achtstündiger Luftentnahmen in der Seelenbinder-Schule sowie dem Coubertin-Gymnasium und der staatlichen Balettschule in Prenzlauer Berg will Schulsenator Klaus Böger heute bekannt geben. Unter Verweis auf die Pressekonferenz verweigerte die Senatsverwaltung gestern jegliche Auskunft über die Messungen.
Bloße Luftmessungen sind nach Aussage des Landesamts-Sprechers jedoch »witzlos«, weil schwer zu bestimmen ist, ob die Fasern aus dem Gebäude oder von außen kommen. Statt dessen müssten die Gebäude danach bewertet werden, welche Erschütterungen auftreten, ob gefährliche Fasern verbaut wurden und ob das Material gut versiegelt ist. Die Vermutung, dass die achtstündigen Luftproben in den drei Schulen nicht realitätsgerecht seien, wies das Landesamt hingegen zurück. Bei den Messungen sei der Staub in den Räumen aufgewirbelt worden, um den »Echtbetrieb« zu simulieren. Die sehr leichten Fasern schweben nach Auskunft des Sprechers für mehrere Stunden in der Luft.
Die Fraktionssprecherin von Bündnis 90/Die Grünen für Verbraucherschutz, Claudia Hämmerling, forderte am Dienstag eine flächendeckende Bestandsaufnahme. Nach Ansicht der Bündnisgrünen reicht es nicht aus, nur Schulen auf Mineralwollfasern zu untersuchen. Ein von ihr vorgeschlagener Stufenplan sieht vor, dass alle öffentlichen Gebäude auf Asbest, Mineral- und Glaswolle untersucht werden. Oberste Priorität sollten Gebäude haben, in denen sich Kinder, Jugendliche und Kranke aufhalten. Bisher will nur das Bezirksamt Lichtenberg seine Schulgebäude unter die Lupe nehmen.
Kurze Mineralfasern können eingeatmet werden und sich in die hauchdünnen Lungenbläschen bohren. Eine Krebserkrankung tritt möglicherweise 25 bis 30 Jahre später auf. Besonders gefährlich sind brüchige Matten in Kombination mit Lüftungsanlagen. Bei über 20 Jahre alten Bauten war es nicht üblich, zwischen Dämmstoffen und Lüftungsschächten zu isolieren, so dass Fasern in die Innenräume gelangen können. Seit 1999 werden »lungengängige« Mine...
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